Rosenkreuzer im elisabethanischen England
Der kabbalistische Einfluß
Vom Stein der Weisen zum Orden der Gold- und Rosenkreuzer
Der Anfang des Rosenkreuzertums in der Neuen Welt
Das Rosenkreuzertum im Europa des 19. Jahrhundert
Joséphin Péladan und die Salons Rose+Croix
Arnold Krumm-Heller und die Fraternitas Rosicruciana Antiqua



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Rosenkreuzer im elisabethanischen England
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Zum Kreis der Vertrauten der - nach der Katholikin Mary I. - jetzt wieder protestantischen Konigin Elisabeth I. von England (reg. 1558 1603) gehörte auch eine Gruppe von Beamten und Wissenschaftlern, die allgemein der Bruderschaft der Rosenkreuzer zugerechnet werden.
Zu ihnen zahlten neben Francis Bacon auch John Dee und Robert Fludd.
Der in London geborene John Dee (1527 - 1608) - einem altädeligen Geschlecht aus Wales entstammend - galt schon in jungen Jahren als "gelehrtester Mann seiner Zeit" und beeinfluBte Mathematik, Astronomie und Astrologie.
Als unkonventionellen Alchimisten führen ihn sogar Physiker und Chemiker als einen ihrer Vater an.
In den Niederlanden konnte er seine am St. John's College in Cambridge durchgeführten Studien vervollkommnen.
Von Gerhard Mercator und Cornelius Gemma erhielt er wertvolle Instrumente und Bucher, die den Anfang einer umfangreichen Sammlung bilden sollten.
Seine Forschungs- und Lehrtätigkeit in England hinderte ihn indes nicht, ausgedehnte Reisen auf dem Kontinent zu unternehmen, die für den kulturellen Austausch in beiden Richtungen sehr befruchtend wirkten, wenn sie auch noch nicht völlig erforscht sind.
Sicherlich kamen sie auch seiner Sammlerleidenschaft zugute.
So konnte Dee in Mortlake die größte Bibliothek außerhalb der des Vatikans zusammenstellen.
Laut Bibliothekskatalog enthielt sie die griechischen und römischen Klassiker weitgehend im Original.

1564 verfaBte Dee in Antwerpen seine MONAS HIEROGLYPHE, die er dem späteren Kaiser Maximilian I. widmete, "mathematisch, magisch, kabbalistisch und anagogisch erklärt".
In seiner mit vielen Parabeln durchsetzten und verschlusselten Sprache der in 3+8+14 Punkten unterteilten Widmung wies Dee auf die Seltenheit seines "außergewöhnlichen Geschenkes" hin, das in vierundzwanzig Theoremen die Schlüssel zu praktisch allen anerkannten und okkulten Wissenschaften beinhalte.
Grammatiker, Mathematiker, Geometriker, Musiker, Astronomen, Physiker, Alchimisten, Kabbalisten, Ärzte, Beryllschneider und Hermetiker könnten darin den Schlüssel zu ihren Kunsten finden.
"Dieses, sein Kind," überreichte er "Seiner Durchlauchtigsten Majestat sehr demütig, gemäß der Empfangnis aus London, der Geburt aus Antwerpen, ... mit dem er sieben Jahre lang schwanger gegangen war und es in einem Zeitraum von nur zwölf Tagen hineingeboren" habe ...
Die Widmung enthalt auch die Beschreibung des "Baumes der Seltenheit", die Entwicklung jedes Menschen in acht Siebenjahreszyklen.
In seiner Mirte, nach Abschluß des vierten Zyklus', entscheide sich darin der Mensch, ob er den breiten Weg der "Tyrannen" (des Egoismus und Machtkampfes) gehen will oder iieber dem schmalen Pfad der "Pneumatiker" (der Adepten) folgen möchte.
Dees zum Teil utopisch anmutenden politischen und gesellschaftlichen Ambitionen in seinem Mutterland konnten indes Neider am königlichen Hofe erfolgreich hintertreiben.
Dabei lieferten seine spiritistischen Experimente mit dem hellsichtigen und etwas dubiosen Medium Edward Kelley genugend Gesprachsstoff.
Aus den Sitzungsberichten, in denen ein Engel die Fragen der Sucher beantwortet haben soll, entstand Dees Enochisches System der in der Sprache der Engel abgefaßten Schöpfungsgeheimnisse.

Durch das intensive Studium von Agrippas okkulten Werken und der Kabbala nach Reuchlin und Pico della Mirandola war Dee der Zahlenmagie verfallen, um von den Engeln die Geheimnisse der Natur zu ergründen.
Gustav Meyrink beschrieb diesen Aspekt in Dees Leben in seinem Roman DER ENGEL VOM WESTLICHEN FENSTER. Der Mediziner Robert Fludd (1574 - 1637) wurde durch seine Verteidigungsschriften für die Rosenkreuzer-Bruderschaft in den Diskussionen nach Erscheinen der FAMA FRATERNITATIS bekannt.
Auf seinen ausgedehnten Studienreisen durch Europa betätigte er sich als in Adelskreisen begehrter "Hauslehrer".
1609 eröffnete er in London seine Praxis für Naturheilkunde, in der er seine Patienten nach den Paracelsischen Lehren behandelte, denen er auch noch eine astrologische Komponente hinzufügte.
Seine bedeutendsten rosenkreuzerischen Schriften erschienen bei dem Verleger de Bry in Oppenheim am Rhein.
Auch sein Schüler, der Universalgelehrte Elias Ashmole (1617 - 1692), einer der altesten spetulativen (d. h. angenommenen und nicht-gelernten) Freimaurer, war Offizier, Physiker, Astrologe, Rechtsanwalt, Mediziner, Alchimist, Botaniker, Historiker und Mitglied der angesehenen Royal Society.

Nachdem er sich 1644 der Bruderschaft der Rosenkreuzer angeschlossen hatte, gründete er zwei Jahre später das "Haus Salomonis" -gemäß Francis Bacons NEUES ATLANTIS-als ein "Sanktuarium für das Suchen nach den tiefsten Mysterien der Natur und dem Geheimnis des menschlichen Glucks", in dessen Schnittpunkt die "gegenseitige Durchdringung" erfolge.
Seine Sammlungen finden sich noch heute in der Bibliothek in Oxford, die seinen Namen trägt.


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Der kabbalistische Einfluß
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Ein weiteres Element in der komplexen Ideenwelt des Rosenkreuzertums bildet das kabbalistische Gedankengut.
So lebten am Hofe des mystisch gesinnten Herzogs Christian August von Sulzbach (1622 - 1702) auch der Kabbalist Christian Knorr von Rosenroth (1636 - 1689) und der Alchimist Franz Mercurius van Helmont (1618 - 1699), die sich bei der Erstellung ihrer Schriften der hebraischen Druckerei in Sulzbach bedienten.
Die "Sulzbacher Editionen" beinhalteten Nachdrucke alterer Drucke und Handschriften über die jüdische Geheimlehre sowie solche über Alchimie, Astrologie und Magie.
Knorr schwebte die Gründüng einer Sprachgesellschaft vor, ahnlich der Royal Society in England, die dem Ziele dienen sollte, "die heiligen Sprachen, sonderlich aber die Hebraische mehr und mehr auszuüben und besser in Schwang zu bringen, welches denn hoffentlich auch nicht schwer seyn sollte ins Werk zu richten".
"Mit der Natur", so meinte Knorr, "stimme keine Sprache der Welt so überein wie das Hebraische, denn schon Adam habe den Tieren hebraische Namen gegeben.
" Er kam schließlich zu dem Schluß, daß, "wenn das Hebraische die Geheimnisse der Natur zu öffnen vermag, es auch einen neuen Weg zum edelsten und höchsten Element, zum Golde, weisen könne.
Hierdurch brauche das (für den Herzog und seine Regierung so notwendige) Gold nicht mehr aus Indien oder anderen fernen Landern für teuren Preis gehandelt oder aus den Tiefen (Eingeweiden) der Erde hervorgeschafft werden, sondern es könnte aus der Retorte der durch die Kenntnisse des Hebraischen erleuchteten Adepten transmutiert werden ..."
Ein Jahrhundert später sollte diese kleine Stadt in der Oberpfalz Mittelpunkt des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer werden.


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Vom Stein der Weisen zum Orden der Gold- und Rosenkreuzer
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1710 erschien in Breslau die Schrift DIE WARHAFFTE UND VOLLKOMMENE BESCH REI BUNG DES PH LOSOPHISCH EN STEINS DER B RUD ERSCHAFFT AUS DEM ORDEN DES GULDEN UND ROSEN-CREUTZES .... Ihr Autor, der lutherische Pastor S(amuel) R(ichter), gewann unter seinem Pseudonym Sincerus Renatus Bekanntheit.
In seinem Werk unterschied er zwischen zwei Zweigen der rosenkreuzerischen Lehren, die durch ein grunes, bzw. rotes Kreuz symbolisiert wurden:
Das größe Mysterium des Steins der Weisen offenbare sich in einem philosophischen und einem theosophischen Aspekt.
"Während jener, die tiefsten Naturgeheimnisse enthullt, führt dieser die Menschen aus Sunde und Verderbnis ,zum höchsten Geheimnis der eingeborenen Göttlichkeit ..."
Diese und auch seine nachfolgenden Schriften behandeln praktische Alchimie, namlich die des Steins der Weisen.
Die Bruder durften das Geheimnis dieses Steins aber nur einem anderen Bruder und keinem AuBenstehenden mitteilen; auch musse dies immer umsonst geschchen.
Der Stein durfe weder einer schwangeren Frau gegeben (die sonst sofort gebaren wurde), noch zu Jagdzaüber benutzt werden.

Auch durfe man damit keine Perlen oder Edelsteine schaffen, die größer als die normalen seien.
Als Heilmittel durfe der Stein nur innerhalb der Bruderschaft verwendet werden.
Richter gab vor, daß ihm "das Tractat von einem ,Profesore der Kunst', den er nicht nennen werde, zur Abschrift überlassen wurde".
Richter hatte an der Universitat in Halle Theologie studiert und war dort mit Sicherheit in den Bund der Unzertrennlichen aufgenommen worden, einer Vereinigung, die rosenkreuzerisches Gedankengut verbreitete und als Vorlaufer der deutschen Freimaurerei angesehen wird.
Diesem Bund soll u. a. auch der Philosoph Gottfried Wilhelm von Leibniz (1646 - 1716) angehört haben.
Die zwischen 1614 und 1630 erschienene umfangreiche Literatur scheint zu bestätigen, daß damals zahlreiche alchimistisch orientierte oder auch nur rein theosophisch-pansophisch ausgerichtete Rosenkreuzerzirkel in ganz Europa existierten.
So wurde 1719 zu Frankfürt das OPUS MAGO-CABALISTICUM ET THEOLOGICUM von Georg von Welling gedruckt, das zu einem der wichtigsten Lehrbucher der Gold- und Rosenkreuzer werden sollte.
Schriften wie die OCCULTA PHILOSOPHIA des L. C. O(rvius?) beinhalten ebenfalls rosenkreuzerische Lehren und Erkennungszeichen.
In ihm wird vom Aufenthalt dieser Bruder in Amsterdam, Haag, Danzig, Erfürt, Hamburg, Nurnberg, Mantua und Venedig berichtet.

"Im obersten Knopfloch ihrer Röcke gaben sie sich mit einer schwarzen Seidenschnur zu erkennen, die sie auf ihren Ordensstifter ,Christian Rose' zuruckführten."
Die weiteren Symbole dieser Bruderschaft weisen zweifelsohne auch Nahe zu den Freimaurern auf, so der Schurz, den sie bei ihrer Arbeit um ihre Lenden gebunden hatten; das andere Signum war "die blaue Ordensbande, an welchem ein güldenes Creutz mit einer Rose hanget .
Die Gründungslegende ähnelt der in der FAMA FRATERNITATIS, nur daß der Ursprung der Weisheitslehre nach Ägypten zurückführt, während Bezichungen zur arabischen Tradition fehlen.
1749 erschien in Leipzig das AUREUM VELLUS (Goldenes Vlies), dessen Titel schlechthin zum Symbol des Rosenkreuzertums des 18. Jahrhunderts werden sollte.
Hermann Fictuld teilte in seinem PROBIER-STEIN die Alchimisten in zwei Klassen ein:
die währen und ehrlichen, die nach dem Stein der Weisen forschen, und die materiell eingestellten Goldmacher und Scharlatane, welche die Alchimie in MiCkredit gebracht hatten.
1763 folgte die Veröffentlichung TURBA PHILOSOPHORUM, der GESAMMELTEN SPRUCHE DER WEISEN ZUR ERLAUTERUNG DER HERMETISCHEN SMARAGD-TAFEL, ODER VON DEM STEIN DER WEISEN, WIE DERSELBIGE ZU BEREITEN SEY UND ERLANGT WERDE ...

Die Autorschaft ist umstritten, scheint jedoch ursprunglich auf arabische oder judische Quellen aufzubauen.
Das System der Gold- und Rosenkreuzer soll hier nicht weiter ausgeführt werden, da es auch gar nicht mit den traditionellen Rosenkreuzerlehren übereinstimmt.
Ihre Mitglieder gingen später vielmehr eine enge Bindung mit der Freimaurerei ein, die im 19. Jahrhundert von ihnen viel Verwirrung und Unheil erfahren mußte.
Zeitweise wurde die Berliner Großloge "Zu den drei Weltkugeln" von ihr völlig beherrscht.
Als der Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere preuBische König Friedrich Wilhelm II., und der spätere Staatsminister Wöllner zu ihren Mitgliedern zahlten, befürchteten manche, die Freimaurerei im Deutschen Reich könnte völlig unter ihren Einfluß geraten.
Eine objektive Geschichte dieser kaum eingrenzbaren Bewegung muß aber erst noch geschrieben werden.
Das neunstufige System ihrer Grade übernahmen indes mehrere Bruderschaften, z.B. die S.R.I.A. und der Golden Dawn.
Auch die Tempelgrade von A.M.O.R.C. sind ähnlich aufgebaut.

1781 erschien gleichzeitig in Berlin und Leipzig die Schrift LA AUREA CATENA HOMERI (Die goldene Kette des Homer), die allem Anschein nach von einem Adepten der Gold- und Rosenkreuzer verfaßt wurde und die Goethe und später Rudolf Steiner tief beeinflußte.
Sie beschreibt die Natur als lebenden Organismus, der sich in einer standigen Metamorphose befindet.
Im Dunstkreis Hamburger Gold- und Rosenkreuzer, die ein Abgleiten der Lehren in immer flachere Interpretationen der Zenrrale in Berlin anlasteten, erschien dann aber noch eine auBerst wichtige Schrift:
GEHEIME FIGUREN DER ROSENKREUZER AUS DEM 16TEN UND 17TEN JAHRHUNDERT.
ERSTES HEFT.
AUS EINEM ALTEN MSCPT: ZUM ERSTENMAL ANS LICHT GESTELLT.
ALTONA 1785.
Ein zweites Heft folgte 1788.
Beide präsentieren Bildtafeln mit gnostischem, kabbalistischem, alchimistischem und rosenkreuzerischem Gedankengut.
Teils können sie in das 18. Jahrhundert datiert werden, teils sind sie alter.
Die Erläuterungen dazu ähneln dem Stil der alchimistischen Literatur vom Ende des 18. Jahrhunderts.
Übersetzungen und Neuauflagen bis heute deuten auf den Nachhall dieser Schrift.
In der rosenkreuzerischen Überlieferung gelten die GEHEIME FIGUREN ... wie die FAMA FRATERNITATIS und CONFESSIO zu den Hinterlassenschaften am Ende eines Aktivitatszyklus', um den Erben eine solide Übernahme zu erleichtern; zugleich als ein Geschenk der Hoffnung an alle, die wahren Ziele nicht aus den Augen zu verlieren oder verfalschen zu lassen.
Damit wollen wir die Verbreitung des Rosenkreuzertums in Europa und ihrer vielleicht zweifelhaften Ableger vorlaufig abschließen und uns rosenkreuzerischer Gründungen in der Neuen Welt zuwenden.


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Der Anfang des Rosenkreuzertums in der Neuen Welt
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In einem seiner Bucher"' meint der Begründer von A. M. O. R. C., Dr. Spencer Lewis, daß zum Verstehen einer Wiedergeburt des Rosenkreuzerordens in seinem derzeitigen Aktivitatszyklus auch die Geschichte der Pietistengemeinschaft in Pennsylvania miteinbezogen werden mußte, wie sie die Bucher von J. F. Sachse und Arthur Waite beschrieben.
Demzufolge sollen die europäischen Bruder den Plan entworfen haben, die Rosenkreuzerideale nach Nordamerika zu verpflanzen, um damit Wissenschaft, Kunst und Handwerk auch dort, in den damaligen englischen Kolonien, zu fördern.
Der Urgedanke zu diesem Plan fuße auf dem Werk NEUES ATLANTIS von Sir Francis Bacon, dem damals mutmäßlichen Oberhaupt (Imperator) der Rosenkreuzer-Bruderschaft in Europa.
Dieser Plan wurde auch in die Tat umgesetzt und dazu im Herbst 1693 das Segelschiff Sarah Maria gechartert.
Die Gemeinschaft der deutschen Pietisten, unter ihnen Logenmitglieder aus Heidelberg erreichte unter der Führung des Magisters Johannes Kelpius am 24. Juni 1694 die Ostkuste Nordamerikas und errichtete ihre Siedlung in ,,Germantown" im heutigen Philadelphia.
Dieses Datum führen die Annalen dzr nordamerikanischen Rosenkreuzer deshalb als Beginn ihres ersten Aktivitätszyklus

Pietisten nannte man zu damaliger Zeit in Europa all jene, die in ihrem religiösen Streben starker nach einer inneren Wahrheit suchten
Die Rosenkreuzer sympathisierten mit ihren Zielen, und so schlossen sie sich ihnen an, wie den englischen "Pilgervatern" der Quaker und Philadelphen (vom griechischen philadelphia = Bruderschaft) Von Germantown aus überquerten die Rosenkreuzer den Wissahickon-Fluß und errichteten eine neue Siedlung, die sie ,,Woman-in-the-Tilderness (Frau in der Wildnis) nannten.
Damit übernahmen sie das Bild von der verfolgten Wahrheit aus der Johannesapokalypse, die, in der Symbolik dem Weiblichen zugeordnet, in der Wuste der materiellen Verhaltnisse überleben muß.
Dort bereiteten sie sich auf ihre neuen Aufgaben vor
Einige von ihnen verfugten über Fachkenntnisse als Ärzt, Apotheker, Astronom, Theologe, Buchbinder, Uhrmacher etc.
In der Nähe ihrer Loge kultivierten sie aus Europa mitgebrachte Heilkräuter

Abb-45.jpg - 21106,0 K Abb. 45:
Klostergebäude von Ephrata
Im Hauptgebäude richteten sie ein Observatorium und eine Druckerei ein, in der u. a. ein sehr popularer Almanach gedruckt wurde.
Sie halfen auch beim Bau der Kirchen der verschiedenen Konfessionen mit und arbeiteten als Lehrer, Heilpraktiker und Übersetzer.
Von der ursprünglichen Siedlung ist nur noch ein kleines Gebaude erhalten geblieben, das sich heute im Fairmount Park von Philadelphia befindet.
Eine zweite Gruppe von Einwanderern erschloß eine weitere Gemeinde in Ephrata, fünfzig Meilen westlich der ersten.
Diese Siedlung entstand im Zug einer Welle der religiösen Erneuerung in dieser Gegend, der neben den Pietisten Herrnhuter und Baptisten angehörten.
Organisator und Leiter dieser Gemeinde war der deutsche Backermeister Conrad Beissel.
Mit dem Jahre 1801 endete dieser erste Aktivitatszyklus der Rosenkreuzer in der Neuen Welt.
Von diesem Zeitpunkt an arbeiteten die verbliebenen Rosenkreuzer in aller Stille.
Die Initiationen wurden nur mehr in den Rosenkreuzerfamilien durchgeführt, von der Außenwelt abgeschirmt.
Es gab nichts mehr, was Außenstehende auf das Bestehen der Rosenkreuzer schließen lassen konnte.
Der Nachkomme einer solchen Rosenkreuzerfamilie, Julius Sachse, wurde während dieser "stillen Jahre" am 22. November 1842 in Philadelphia geboren.

In seiner zweiten Lebenshalfte beschaftigte er sich intensiv mit der Geschichte der Rosenkreuzer in Amerika und verfaßte sein Erstlingswerk DAS KLOSTER IN EPHRATA.
1891 gründete er - mit anderen zusammen - die Gesellschaft der "Pennsylvania-Deutschen" und brachte ihre Jahrbucher in elf Banden heraus.
Seine Funde von rosenkreuzerischen Schriften hat Sachse in zwei Buchern zusammengetragen:
DIE DEUTSCHEN PIETISTEN DER PROVINZ PENNSYLVANIA 1694 - 1708 und DIE DEUTSCHEN SEKTIERER VON PENNSYLVANIA.
Sie enthalten auch die Übersetzung des bis dahin verschollen geglaubten Tagebuches von Magister Kelpius.


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Das Rosenkreuzertum im Europa des 19. Jahrhunderts
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Bei uns in Europa hat "im ausgehenden 19. Jahrhundert die Ausbreitung des rosenkreuzerischen Gedankengutes und das Bekenntnis vieler herausragender Persönlichkeiten zu ihm die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf sich gezogen, die anderen Gemeinschaften angehörten.
Auch drängte es manche Mitglieder anderer Geheimgesellschaften und Bruderschaften dazu, sich über die wachsenden Aktivitäten der Rosenkreuzer zu informieren, um herauszufinden, ob nicht in deren Lehren ihre eigenen heiligen Riten unberechtigterweise kopiert würden, oder ob vielleicht etwas anderes Wertvolles ihren eigenen Riten und Zeremonien hinzugefügt werden könnte", berichtet Dr. Spencer Lewis.
In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ließ sich in der Freimaurerei, besonders in England, eine Tendenz erkennen, ihren "blauen" Graden" mehr und mehr höhere Grade hinzuzufügen.
Mit diesem Ziel gründeten sich vielerorts in Europa eigenständige , nach den al ten Mysterienschulen ausgerichtete Geheimgesellschaften, die nur Freimaurern offenstanden.
Auch gab es damals wie heute Rosenkreuzer, die den freimaurerischen Logen beitraten und ihr Wissen den mystisch orientierten Brudern nicht vorenthalten wollten.
Hierunter ist z. B. die freimaurerische Rosenkreuzergesellschaft Societas Rosicruciana in Anglia, abgekurzt S.R.I.A. einzuordnen, die sich vor allem in den englischsprechenden Landern etablierte und in der profanen Welt viel zur Konfusion über die Zusammenhange zwischen Rosenkreuzer- und Freimaurertum beigetragen hat.

Die S.R.I.A. - 18G5 von Dr. R. Wentworth Little gegründet - bearbeitete vor allem die Lehren von John Dee und die magischen Rituale von Elias Ashmole .
Dan eben verzeichneten die Colleges ( Logen ) der S.R.I.A.. so prominente Persönlichkeiten wie MacGregor Mathers, A .E. Waite, Dr. Franz Hartmann, Dr. William Wynn Westcott und Theodor Reuß. Auch Eliphas Levi schloß sich 1873 der S.R.I.A. an.
Die Mitgliedschaft des Schriftstellers Edward Bulwer Lytton ist hingegen umstritten.
Ein weiterer Zweig der Rosenkreuzer wirkte zu dieser Zeit in Toulouse.
Über ihn berichtet 1860 Vicomte de Lapasse als "geheime Gesellschaft des Rosenkreuzes, von denen in unseren Tagen noch einige Adepten leben".
An den Vicomte erinnerte sich 1890 Simon Brugal, "als einen Schüler des Prinzen Balbiani aus Palermo", der wiederum ein Schüler Cagliostros gewesen sein soll.
Brugal zufolge soll von Eckartshausen vom Vicomte de Lapasse initiiert worden sein.
Der Initiationskette dieses rosenkreuzerischen Zweiges scheinen Joséphin Péladan und auch Harvey Spencer Lewis, der Gründer von A.M .O. R. C. , angehört zu haben.

Auf jeden Fall hielten sich die "authentischen" Rosenkreuzer in Frankreich zu dieser Zeit streng abgeschlossen.
Sie bildeten vielfach die Inneren Zirkel der Martinistenorden, deren Tore den Suchenden weit offenstanden.
Heute hat sich der Öffnungsgrad dieser beiden Traditionen umgekehrt.
In den übrigen Landern wechseiten die Aktivitaten der Rosenkreuzer entsprechend den ihnen eigenen aktiven und passiven Zyklen.
Vielerorts waren es freimaurerische Vereinigungen, in deren Inneren Zirkeln die rosenkreuzerischen Lehren bewahrt wurden und die zum Teil bis heute noch den Unsichtbaren Orden für sich beanspruchen.

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Joséphin Péladan und die Salons Rose+Croix
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Im ausgehenden 19. Jahrhundert erlebte Paris die Entstehung einer wohl einmaligen kunstlerisch-rosenkreuzerischen Einrichtung: den Salons de la Rose+Croix.
Erstmalig warb man dazu 1892 auf einem Plakat, das zu einer öffentlichen Kunstausstellung der Symbolisten einlud.
Dieser okkulte Kreis war von dem in Frankreich bekannten Kunstler Joséphin Péladan ins Leben gerufen worden, der vorgab, ein initiierter Rosenkreuzer zu sein.
Für ihn gab es keine andere Wahrheit außer Gott und keine Schönheit außer Gott.
Joséphin Péladan wurde 1858 als Sohn eines Alchimisten und Neffe des ersten französischen Homöopathen Adrien Péladan (1815 - 1890) in Lyon geboren.
Beide gehörten sie dem rosenkreuzerischen Zweig aus Toulouse an, der sich von Cagliostro ableitete.
Joséphin machte sich in Frankreich durch eine Reihe seiner Romane und Zeitungsartikel bekannt, welche die intellektuelle Elite dieser Zeit hoch eingeschatzte.
In Paris lernte er Stanislas de Guaita kennen und freundete sich mit ihm an.
Beide beschlossen sie, den "schlummernden Orden" (Ende 1887) "auf einer neuen Gründlage" wiederzuerrichten.

Dazu gründeten sie den "außeren" Kabbalistischen Rosenkreuzerorden (L'Ordre Kabbalistique de la Rose+Croix), dem sich auch der Okkultist Gérard Encausse (Papus) anschloß.
Dank dessen Organisationstalent erführ dieser Orden eine rasche Entwicklung.
Es ergaben sich jedoch schon bald Divergenzen, da Papus die Pforten des Ordens weit öffnen wollte, was jedoch auf Péladans Widerstand stieß.
Auch entsprach Papus' Vorliebe für Okkultismus und Magie, sein religiöser Eklektismus sowie seine Verbindung zur Freimaurerei nicht den Vorstellungen Péladans, so daß er sich 1891 von ihm trennte und im gleichen Jahr den Katholischen Rosenkreuzerorden (L'Ordre de la Rose+Croix Catholique) ins Leben rief.
Später benannte er diesen Orden in Rosenkreuzerorden des Tempels und des Grals (L'Ordre de la Rose+Croix du Temple et du Graal) um.
Sein Ziel war dabei, "den Kult des Ideals mit der Tradition als Basis und der Schönheit als Mittel im vollen Glanz wiederherzustellen".

Abb-46.jpg - 35701,0 K Abb 46:
Ankundigung des ersten Salons Rose+Croix, 1892 und eine Ankundigung von 1893
Da sich seiner Meinung nach die westliche (lateinische) Zivilisation in einem Zustand der Degeneration befand, glaubte er, das Abendland könne nur noch durch die "Magie der Schönen Kunste" vor ihrem bevorstehenden Untergang gerettet werden.
Dazu lud er im April 1892 alle Kunstler seiner Zeit ein, ihre Werke in den Rosenkreuzersalons auszustellen.
Carlos Schwabe entwarf hierzu ein symboltrachtiges Plakat (Abb. 46), das einen Traum Emile Zolas darstellt.
Von Swedenborg inspiriert, betrachtete Joséphin die Symbolisten als "Mystiker der Kunst".
Der erste Salon öffnete seine Pforten am 10. Marz 1892 und war ein voller Erfolg.
Zweihundertfünfzig Werke von sechzig Kunstlern fanden darin Platz.
Bis zum Ende der Ausstellung wurden 22 600 Besucher gezahlt, und die Polizei mußte zeitweilig darüber wachen, daß nicht mehr als zweihundert Besucher gleichzeitig die Raume betraten.
Zur musikalischen Umrahmung hatte der Komponist und Rosenkreuzer Erik Satie eigens mehrere Klavierstücke komponiert.
Bis zum Jahr 1898 wurden weitere fünf Salons organisiert.

Dieses Jahr markierte das Ende der Salons in Paris, als drei seiner Mazene und Organisatoren starben.
Die Salons, die man später in Brussel in ahnlicher Form veranstaltete, konnten sich indes mit den ersten Salons nicht messen.
In Belgien führte der junge Rechtsgelehrte Jean Mallinger die rosenkreuzerischen Aktivitaten weiter.
Von hier aus ging auch das Bestreben nach einem Bund der Initiatenorden aus, das schließlich zur Gründung der F.U.D.O.S.I. führte.
Joséphin Péladan hingegen zog sich zurück und widmete sich bis zu seinem Tod (1918) im wesentlichen nur mehr seinem literarischen Werk.

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Arnold Krumm-Heller und die Fraternitas Rosicruciana Antiqua
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An dieser Stelle wollen wir kurz das Leben des deutschen Okkultisten und Abenteurers Arnold Krumm-Heller (1876 - 1949) streifen, der vor allem aber als Gründer der Alten Rosenkreuzerbruderschaft Fraternitas Rosicruciana Antiqua (F.R.A.) besonders in Lateinamerika Bedeutung erlangt.
In Europa ist die F.R.A. lediglich in Spanien aktiv.
Arnold Krumm erblickt am 15. April 1876 in Salchendorf bei Siegen das Licht der Welt.
Da sein Vater früh stirbt, muß er bald sein Geld allein im Bergwerk verdienen.
Dabei entdeckt er erstmalig "seine heilenden Hände".
Sein in Chile lebender Onkel veranlaßt, daß der sechzehnjahrige Arnold nach Südamerika kommt, wo er Spanisch lernt und als Heilkundiger unter den Indianern wirkt.
Später schlagt er sich als Eisenbahnarbeiter durch und erforscht monatelang Patagonien und das Amazonasgebiet.
In Mexiko studiert er Medizin und findet Aufnahme in den Freimaurerbund.
Seine Freundschaft zum Prasidentschaftskandidaten Francisco J. Madero öffnet ihm Tür und Tor.
So erhalt er den Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur an der Universität von Mexiko.
Als Madero ermordet wird, gibt Krumm alle seine Amter auf und schließt sich der Revolution (1914 - 17) auf der Seite Pancho Villas an.
In Guanajuato durch Verrat gefaßt, entgeht er wie durch ein Wunder der Lynchjustiz.
Heimlich kann er das Land verlassen und erreicht über Kuba New York.
Mit dem Geld, das er als Geschirrspuler, Gepackträger und zuletzt in einem Krankenhaus verdient hat, reist er nach Nordmexiko zurück, wo ihm die Revolutionstruppen gleich ein Feldlazarett unterstellen.
1914 reitet er an der Seite des Revolutionsführers Venustiano Carranza in Mexiko-Stadt ein.

Während des Ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik dient er als mexikanischer Militarattaché in Berlin.
Dazwischen unternimmt er immer wieder ausgedehnte Reisen, z.B. in den Vorderen Orient, nach Afrika und vor allem durch Europa.
Mit der Esoterik kam Krumm-Heller noch in Chile in Berührung.
1897 wurde er Mitglied der Theosophischen Gesellschaft in Paris.
1908 begleitet Krumm-Heller die von Gérard Encausse (Papus) organisierte "Freimaurerische und Spiritualistische Konferenz" in Paris, wobei er in die rosenkreuzerischen und martinistischen Systeme eingeführt wird, wie auch als Mitglied der Gnostischen Kirche.
Zudem erwirbt er die Mitgliedschaft der Martinistenloge "Hermanubis".
Von Theodor Reuß erhalt er das Patent des Souveranen Sanctuariums des Alten und Primitiven Memphis-Misraïm-Ritus als "Großrepräsentant für Mexiko", das später auf Chile, Peru und Bolivien ausgedehnt wird, und eine entsprechende Charta für den O.T.O. Krumm- Heller hält die Aktivitäten dieser Filiationen allerdings von denen seiner später gegründeten Fraternitas Rosicruciana Antiqua (FRA) stets streng getrennt.
Während seines Lebens lernt er neben vielen anderen Persönlichkeiten okkulter Kreise Franz Hartmann, Carl Kellner, Heinrich Tranker, Herbert Fritsche wie Rudolf Steiner und P. B. Randolph kennen und tritt mit Aleister Crowley in Verbindung.
1920 kehrt er nach Deutschland zurück, wo er in Marburg eine Druckerei erwirbt, um seine esoterischen Veröffentlichungen und Vortrage zu finanzieren, die er kostenlos anbietet.
Am 1. Dezember 1921 erscheint in Munchen die erste Nummer der Zeitschrift DER ROSENKREUZER, in der Krumm-Heller zusammen mit Theodor Reuß als Herausgeber das rosenkreuzerische Erbe von Franz Hartmann und Carl Kellner verbreiten.
Das Gründüngsjahr der ERA. ist nicht gesichert überliefert, lediglich, daß die Gründüng irgendwann zwischen 1910 und 1927 stattfindet.

Das Lehrgebäude - der Tradicion Huiracocha - bereichert das rosenkreuzerische Gedankengut mit dem Wissensschatz der Inka- und Mayakulturen.
Es erschließt sich ihren Mitgliedern in sieben Graden.
Sein Rosenkreuz mit sieben Rosen symbolisiert die sieben theosophischen Strahlen.
"Als Kommandeur, vom größen Erleuchteten Racotzi ernannt, bin ich das einzige Glied in der einzigen Sukzession der Kommandeure, die schon vor Jahrhunderten operierten, und ich trage die moralische Pflicht, die rosenkreuzerischen Lehren zu bewahren, so wie dies F.Hartmann und Theodor Reuß taten und wie ich es vor dem Altar in Anwesenheit Papus' und der anderen Meister tat.