Die symbolische Maurerei (Speculative Masonry) war in England wohl nach dem großen Brand von London 1666 entstanden.
Mit dem Wiederaufbau der englischen Metropole hatte man den Stadtbaumeister Christopher Wren (1632 - 1723) betraut, der mit einer einmaligen Logistik dreißigtausend Bauhandwerker aus ganz England und anderen europaischen Landern rekrutierte und organisierte.
Zu ihrem Einsatz mußte der alte Zunftzwang aufgehoben werden, was später zum Verfall der alten Werkbauhutten führte.
Andererseits konnten die alten Werkmaurer nunmehr auch Freunde und Bekannte mit in ihre Logen bringen, die nicht mehr im alten Gildehaus tagten, sondern in Wirtshausern und Weinschenken.
Das Eroffnungszeremoniell und Schlußgebet behielt man indes bei.
Damit war der erste Schritt von der operativen zur symbolischen Maurerei gemacht.
Schon 1698 mußte diese in einem Flugblatt Anschuldigungen als "teuflische Sekte von Mannern, Antichristen, Ubeltatern und verderbtes Volk" über sich ergehen lassen.
Vier solcher kleiner Werkbauhütten vereinigten sich am 24. Juni 1717- wohl um überhaupt überleben zu können - zur Großen Loge von London und Westminster.
Die Gründung erfolgte im Gasthaus Goose and Gridiron (Zur Gans und zum Bratrost) in der Londoner City.
Im Laufe der Jahre konnte sich aus ihr die Vereinigte Großloge von England (United Grand Lodge of England) entwickeln, die sich als Muttergroßloge der reguld ren Freimaurerei betrachtet.
Mit dem Herzog von Montagu als ihrem Großmeister wurde sie 1721 hoffähig, und seit der Aufnahme des Prinzen von Wales, Friedrich, im Jahre 1737 ist das britische Königshaus im Freimaurerbund vertreten.
Auf dem europaischen Festland konnte im 18. Jahrhundert die Freimaurerei auf breiter Basis zuerst in Frankreich Fuß fassen, obwohl während der Regentschaft Ludwigs XV. die Vorbedingungen für das Gedeihen eines humanitär eingestellten Bundes denkbar ungunstig schienen: Hier, im unumschrankten Absolutismus, herrschte die wusteste Sittenlosigkeit, und die Kirche war machtiger denn je.
Hier bereitete sich aber auch der Boden vor, um den Humanitätsgedanken und den der Menschenrechte reifen zu lassen, auch wenn der Freimaurerei noch schwierige Zeiten bevorstanden.
Die großen französischen Geistesgrößen wie Montesquieu, Voltaire, Lafayette, Mirabeau, Beauharnais, um nur einige zu nennen, gehörten alle der freimaurerischen Bewegung an.
Ohne die Freimaurerei hatte die Französische Revolution möglicherweise nicht oder erst viel später stattfinden können.
Diese Tatsache hat sicherlich zu dem ihr anhaftenden bedrohlichen Image geführt.
Allerdings hatten die blutigen Auswuchse der Französischen Revolution mit den Intentionen der Freimaurerei nichts zu tun.
Paris war im ausgehenden 18. Jahrhundert Mittelpunkt der Unabhangigkeitsbewegungen und Treffpunkt vieler Freiheitskämpfer.
Ein großer Teil von ihnen hatte sich der freimaurerischen Bewegung angeschlossem Paris verfügte damals über hundert Logen.
Der Marquis Lafayette arbeitete hier mit Paul Jones zusammen, die beide in der nordamerikanischen Unabhängigkeitsbewegung eine große Rolle spielten; nach Gründung der Vereinigten Staaten von Nordamerika leitete Benjamin Franklin als Gesandter in Frankreich der dreizehn ursprünglich zusammengeschlossenen Staaten die Loge "Les Neufs Soers" in Paris, Mittelpunkt der "erleuchtetsten Köpfe".
Hier und in den Londoner Logen trafen sich später auch die lateinamerikanischen Libertadores Francisco de Miranda und Simon Bolivar aus dem spanischen Vize-Königreich Neu-Granada, dem heutigen Venezuelat.
Vielen Historikern ist es immer wieder unverständlich, wie sich eine Handvoll verwegener Unabhängigkeitskämpfer gegen die fest etablierten und gut ausgerusteten Armeen der Kolonialmachte behaupten und später den Sieg über sie erringen konnten.
Dieses Ratsel könnte sich lösen, wenn man die Freimaurer in Betracht zicht.
Auf beiden Seiten der Front kampften doch auch freimaurerische Bruder - vor allem in den Offiziersrangen - gegeneinander, die sich durch ihre maurerischen Erkennungszeichen als solche ausgeben konnten.
Keiner wird absichtlich auf seine Bruder gezielt haben!
So rekrutierten die englischen und schottischen Monarchen ihre Beamten und Offiziere aus den freimaurerischen Logen ebenso, wie man dies in Preüßen tat.
Dadurch erhoffte man Korruption und Unehrenhaftigkeit zu vermeiden.
Auch im Kurfürstentum Hannover hielt man sich daran; hannoveranische "Freiwillige" unterstutzten bekanntlich die amerikanische Unabhangigkeits bewegung.
Man könnte noch wesentlich weitergehen und behaupten, daB letztendlich auch der Aufbau und die Verwaltung des Britischen Commonwealth im wesentlichen auf die verlaBlichen, dem Königshaus treu ergebenen Freimaurer basierte; denn seit den ALTENLFLICHTEN VON 1723 ist (in der Regel) "der Maurer ein friedfertiger Untertan der burgerlichen Gewalt, wo er auch wohnet und arbeitet, und muß sich nie in Meuterei oder Verschwörung gegen den Frieden und die Wohlfahrt der Nation einlassen, noch pflichtwidrig gegen die Unterobrigkeit betragen.
Wird dadurch nicht vieles plausibler?
Bereits 1737 vertrat der Schotte Andreas Michael Ramsay in seinem vielbeachteten Diskurs die Ziele der Freimaurerei mit folgenden Worten: "Wir wollen alle Menschen von aufgeklartem Geist von guter Sitte und reinem Gemut vereinen ... durch die erhabenen Grundsätze der Tugend, der Wissenschaft und der Religion, aus welchen alle Nationen tiefe Weisheit schopfen können und die alle Untertanen aller Königreiche lehren, einander zu ließen, ohne die Pflichten gegen das Vaterland zu verletzen.
Dieses Kapitel der freimaurerischen Geschichte in Deutschland wird seitens der Freimaurer meist nur als eine Episode in ihrer so reichen Geschichte betrachtet.
Es wurde jedoch in diese Schrift mit aufgenommen, da es zum einen zum Verständnis der Entwicklung der Lehrarten in Deutschland notwendig erscheint, und zum anderen, weil die im vorausgehenden Abschnitt aufgeführte martinistische Maurerei darauf aufbaut.
Mitte des 18. Jahrhunderts besann man sich auf die Ritterorden des Mittelalters, vielleicht weil ein Großteil der adeligen Freimaurer von der Gleichheit mit ihren burgerlichen Brudern noch nicht so ganz überzeugt war.
Spitze Federn behaupten vielmehr, daß man damit die ungesunde Sucht befriedigen wollte, auch in den Logen mehr zu gelten.
So schossen die Hochgradsysteme vor allem in Frankreich wie Pilze aus dem Boden.
Unter dem Sammelbegriff "Schottische Maurerei" entstand zunächst der "Schottische Meister", dem weitere Grade folgten.
In diese Zeit gehört auch die sogenannte "Okkultistische Maurerei", zu der Martinez de Pasquallys Orden der Elus Coën und Willermoz' Orden der wohltatigen Ritter der Heiligen Stadt gezahlt werden, die wir im vorausgehenden Abschnitt kennenlernten.
Die Strikte Observanz der Templer, ein weiteres Hochgradsystem, wurde 1751 (1754) von dem sachsischen Reichsfreiherrn Karl Gotthelf von Hund in Frankreich gegründet.
Es bestand zunächst aus sechs Graden: Nach den drei Johannisgraden folgte der IV. schottische Grad, der V. Grad des Noviziats und schließlich der VI. Grad, der den wurdig befundenen Kandidaten die Ritterweihe brachte, bei der er mit Helm und Harnisch bekleidet wurde und einen Ritternamen erhielt.
Von nun an war er zu strengstem Schweigen und striktem Gehorsam verpflichtet.
Nach 1770 kam als Vll. Grad der Ritter des Großen Gelubdes (Eques Professus) hinzu.
Unter dem russischen Schriftsteller Nicolai Novikow (1744 - 1818) hielt diese Lehrart auch in Rußland Einzug und fand dort große Verbreitung.
Gemäß der "Templerlegende" sollen die nach Schottland gefluchteten Tempelritter dort das Ordenskapitel Herodom-Kilwinning gegründet haben, "um die Lehre kommenden Geschlechtern zu erhalten" .
Um sich selbst zu schützen, sollen sie ihre Organisation in die der Freimaurerei gehullt haben.
Von Hund erklärte, in diesen Orden aufgenommen und zum Provinzialgroßmeister (Heermeister) der Vll. Ordensprovinz ernannt worden zu sein.
Es gelang ihm in erstaunlicher Schnelligkeit, seinen Templerorden in ganz Deutschland zu verbreiten.
Durch eine besonders gunstige Verkettung von Umstanden gelangte dieser Orden hier zu Reichtum und Macht.
1772 könnte Herzog Ferdinand von Braunschweig und sechsundzwanzig weitere Adelige als Mitglieder gewonnen werden.
Die Strikte Observanz war über viele Jahre die erfolgreichste Organisation, die geeignet schien, die freimaurerische Sehnsucht der damaligen Zeit zu erfullen.
Aber das System ging schließlich trotz ihres außeren Ritterprunks zugründe.
Auf dem Konvent zu Wilhelmsbad 1782 sagten sich die Mehrzahl der Großlogen und Logen von ihm los.
Der feudale Gedanke des Rittertums hatte ausgespielt, als sich die Gedanken der burgerlichen Revolution ankundigten.
Traditionsgemäß nimmt die regulare Freimaurerei keine Frauen auf.
Sie bezieht sich bei der Verteidigung ihrer Tradition vielfach auf die Erbauer der Kirchen und Kathedralen; Manner, deren rauhes Leben an die weiblichen Bedurfnisse kaum angepaßt werden konnte.
Gemäß Punkt 3 der ALTEN PFIICHTEN VON 1723 sind Frauen von der Mitgliedschaft ausgeschlossen.
Um das Geschlecht des Suchenden festzustellen, mußte deshalb im alten Aufnahmeritual der Aspirant die linke Brust entblößen.
Denn in der so reichen Geschichte der Freimaurerei kursieren unzählige - erfundene wie historisch belegte - Geschichten über Frauen, die versucht haben sollen, in den Bund aufgenommen zu werden.
Zu den Ritualen in der freimaurerischen Tempelarbeit muß auch gesagt werden, daß sie für Manner konzipiert wurden und sich nicht ohne weiteres für die Arbeit in Frauenlogen eignen.
Frauen in der Freimaurerei ist für viele schon deshalb nicht vorstellbar!
Das Argument der Großloge Englands, "daß die Frauen den wahren Sinn des Freimaurertums nicht erfassen könnten", dürfte nicht erst in der heutigen Zeit der Frauenemanzipation Anstoß erregt haben.
Manche Frauen konnten sich aber auch schon in früheren Zeiten mit ihrem Ausschluß aus der freimaurerischen Bewegung nicht abfinden, weshalb es schon seit 1724 in Frankreich freimaurerische Frauenvereinigungen bzw.
Manner und Frauen vereinigende Logensysteme gibt.
Auch bei uns in Deutschland gründete sich bereits im Jahr 1759 eine gemischte Loge in Hamburg.
Am Ende des Textes über die Freimaurer berichten wir über solche sogenannten "universalen" Vereinigungen bei uns, die allerdings von allen "traditionell" arbeitenden regularen Logen nicht anerkannt werden durfen und auch nicht anerkannt werden.
Dieses Thema diskutieren Freimaurer verständlicherweise nur ungern mit Profanen (Nicht-Freimaurern).
Es ist jedoch leider Tatsache, und jeder Freimaurer wird über kurz oder lang mit ihm konfrontiert werden, vor allem, wenn er ins Ausland reist.
Die Problematik kreist immer wieder um die Fragen von Anerkennung und Regularität und um das Recht der Vereinigten Großloge von England (United Grand Lodge UGL), darüber zu entscheiden.
Gemäß dieser Tradition durfen Logen oder Großlogen nur dann gegründet werden, wenn zuvor ein Patent von einer Loge oder Großloge verlichen wurde, die ihrerseits ihr Patent von einer auf gleicher Weise entstandenen Loge erhalten hat .
Eng verknüpft sich auch die Vorstellung, daß es in jedem Staat (Territorium) nur eine Freimaurerei, also nur eine Großloge geben könne und solle.
Das Problem ist so alt wie die Freimaurerei selbst und auch heute noch ungelöst.
In Frankreich gab sich die von der englischen Großloge abhängige Grande Loge Anglaise de France 1756 eine neue Verfassung und titulierte als Grande Loge de France.
Verschiedene Reformbestrebungen führten am 24. Mai 1773 zur Proklamation einer weiteren Großloge, der Grande
Loge Nationale (Grand Orient).
Ihr Großmeister wurde nach der Französischen Revolution Joseph Napoleon (17G9 - 1844), der Bruder Napoleons I.
Dessen jüngerer Bruder Louis Napoleon (1778 - 1846) bestimmte auf selbstherrliche Weise den Großmeister des Grand Orient und verlangte auch noch die Unterwerfung des Supréme Conseil (des Schottischen Ritus) unter einer gemeinsamen National-Großloge.
Schließlich unterdruckte man 1877 die Formel vom "Großen Baumeister des Universums" im Grand Orient, denn "die Freimaurerei habe zu Grundsätzen die unbedingte Gewissensfreiheit und die menschliche Solidarität.
Sie schließt niemanden um seines Glaübens willen aus".
Darin erblickten die britischen Freimaurer eine Entfernung von den alten Grundregeln und sahen sich 1878 dazu veranlaßt, die Bezichungen zum Grand Orient de France abzubrechen und den französischen "Brudern" die weitere Anerkennung zu versagen.
Seit dieser Zeit ist die freimaurerische Welt in mehr als nur zwei Lager gespalten: da gibt es einmal das der Vereinigten Großloge von England (UGL) anhangende regulare Lager und dann das des französischen Grand Orient.
Da jede Großloge aber unabhängig bleibt und deshalb eigene "diplomatische Bezichungen" unterhalten kann, werden die Logensysteme untereinander unterschiedlich anerkannt oder nicht anerkannt.
Die Situation verwirrt nicht nur Profane.
Obwohl bis heute mehrfach Versuche unternommen wurden, dieses so unbruderliche Schisma zu beendigen, dauert es doch bis in unsere Tage an und lastet schwer auf der Geschichte der Freimaurerei.
Der bereits mehrfach zitierte Charles von Bokor außert sich über das starre Festhalten der UGL folgendermaßen: "Sie teilt die Logen und die Freimaurer in ,regulare' und ,irregulare' ein und verbietet den anerkannten Großlogen, denen sie droht, jede Beziehung zu ihnen abzubrechen, irgendeine Verbindung mit den für irregulär erklärten Großlogen aufrechtzuerhalten.
Diese heikle Frage reizt zum Widerspruch.
Es ist dem Geist der Einheit sicher nicht dienlich, daß nur derjenige als regulärer Freimaurer gilt, den die Vereinigte Großloge von England oder eine der ihr angeschlossenen Obödienzen als solchen anerkennen, und daß jeder Freimaurer, der die Entscheidung der Großloge von England aus dem Jahr 1929 nicht vorbehaltlos akzeptiert, als irregular angesehen und aus der Bruderkette ausgeschlossen wird.
Wenn die Freimaurerei nicht duldet, daß einige Großlogen anderer Meinung sind und die absolute Herrschaft einer unter ihnen ablehnen, dann ist es schwer, den Toleranzgedanken als freimaurerische Tugend anzupreisen, denn damit wird er wohl gepredigt, aber nicht verwirklicht.
Vor einigen Jahren hat die Affare um die Geheimloge P2 in Italien in der Öffentlichkeit für viel Unruhe gesorgt.
Sie liest sich wie ein Krimi und fugte dem Ansehen der Freimaurerei großen Schaden zu.
Wenn es sich auch um eine "italienische Episode" handelt, sollten doch mögliche Bedenken eines Suchenden ausgeraumt und deshalb versucht werden, die Fakten objektiv darzustellen.
Die Anfange dieser Loge gehen auf das vorige Jahrhundert zurück.
1877 wurde sie in Rom unter dem Namen "Loggia Propaganda Massonica" für Politiker, Parlamentarier und Minister gegründet, die man fern ihrer Mutterlogen in die - seit 1870 - neue Hauptstadt Italiens delegiert hatte.
Sie war eine sogenannte "Loggia coperta", d. h., eine Loge, deren Mitglieder ohne das übliche Prüfungsverfahren direkt von ihrem Großmeister aufgenommen wurden und geheim blieben - "all'orecchio del Gran Maestro".
Diese Eigentumlichkeit der italienischen Freimaurerei stammte noch aus der Renaissancezeit und ist heute abgeschafft.
Nach dem Krieg erfahrt auch diese Loge ihre Reaktivierung und erhalt die Ordnungsnummer 2. In ihr wird auch die zwielichtige Gestalt von Licio Gelli aufgenommen, ein ehemaliger SS-Offizier und Doppelagent zwischen den kommunistischen Partisanen und der deutschen Besatzungsmacht.
Er verhalf namhaften Nazigrößen zur Flucht nach Argentinien.
Als Segretario Organizzativo der P2 gelingt es ihm, über tausend einflußreiche Persönlichkeiten für die P2 zu gewinnen, unter ihnen sechsunddreißig Generale, acht Admirale, den Geheimdienstchef Italiens und Bankiers wie Sindona und Calvi.
Untereinander kennen sich die Logenmitglieder größtenteils nicht, denn die Loge findet sich nie zu ritueller Arbeit zusammen und dient ausschließlich ihren konspirativen Zielen: den Rechtsparteien eine gesicherte Macht im Staat zu verschaffen und, falls notwendig, durch einen Staatsstreich eine Linksregierung zu verhindern.
Mit einer normalen Freimaurerloge hat sie nichts mehr gemeinsam.
Als ihre Machenschaften nicht mehr zu überdecken sind, beschließt der Großorient von Italien am 14. Dezember die Auflösung der Loge.
Aber die P2 ist bereits zu machtig geworden und führt ein Eigenleben: Gelli vermag sie als "normale Loge" unter seiner Stuhlmeisterschaft wieder auferstehen zu lassen.
Von nun an entzieht sich die Organisation der P2 jeder Kontrolle.
Dem Finanzjongleur Michele Sindona gelingt es, ein internationales Bankensystem zum Zweck des illegalen Kapitalexportes und der Geldwasche aufzubauen.
In ihm ist neben der "Banco Ambrosiano" des Logenbruders Roberto Calvi auch die Vatikan bank "IO R" verwickelt.
Bis zum Oktober 1974 kann dieses Verbrechersyndikat problemlos arbeiten, bis die Machenschaften aufgedeckt werden und das Imperium wie ein Kartenhaus zusammenbricht.
Sindona flieht in die USA, wo er aber wegen Betruges verurteilt wird.
Untersuchungsrichter und Konkutsvetwalter der italienischen Ermittlungsbehörden werden ermordet aufgefunden, ebenso der Journalist und Logenbruder, der auf die Verbindung zur P2 aufmerksam machte.
Gelli kann nach Uruguay fliehen, Calvi findet man in London auf, ethängt an der "Black Friars Bridge" (Brucke der Schwarzen Bruder).
Der unglaubliche Skandal führt zum Sturz der italienischen Regierung Forlani.
Der Grande Oriente Italiens entschließt sich viel zu spät, Gelli aus der Freimaurerei auszuschließen.
Die gesamte Presse spricht nur mehr von der "Freimaurerloge P2", die viele von der integeren regulären Freimaurerei nicht zu unterscheiden vermögen ...
Inwieweit der 100-Tage-Papst Johannes Paul 1. an der Aufklärung dieses Verbrecherkartells bereiligt war, konnte nie völlig geklärt werden.
Es genugt mir, daß ich von der Unsterblichkeit meiner
Seele überzeugt bin, daß ich an Gott glauße und an den,
welchen er gesandt hat, die Welt aufzuklären und zu erlösen;
daß ich mich tugendhaft zu machen bestrebe, soviel als ich
durch meine Kräfte wirken kann; daß ich die Dienste der Anbetung
verrichte, die das Geschöpf seinem Schöpfer schuldet,
und die Pflichten erfulle, die ich als guter Bürger
gegen meinesgleichen, die Menschen, habe ...
Der 24jährige preußische Kronprinz Friedrich, 1736, der spätere Konig Friedrich 11.
Seit den Anfängen der Freimaurerei bestehen auch bei uns in Deutschland mehrere Großlogen nebeneinander.
Allerdings mussen wir dabei bedenken, daß es 134 Jahre vor der Reichsgründung 1871, als die ersten Freimaurerlogen bei uns gegründet wurden, eine Vielzahl deutscher Staaten gab.
Die alteste deutsche Loge, "La Loge d'Hambourg", wurde 1737 in Hamburg gegründet.
Sie existiert noch heute als "Absalom zu den drei Nesseln".
In ihrer Mitgliedermatrikel erscheint als achtundzwanzigste Aufnahme George Comte de Kielmannsegge, hinter dessen Namen sich der Kronprinz und spätere preußische König Friedrich II. verbirgt.
1738 empfing er "im Kornschen Gasthof" zu Braunschweig das freimaurerische Licht.
1759 erlebte Hamburg die wohl erste gemischte - Manner und Frauen vereinigende - Loge, die jedoch bald wieder in der Unitat dieses Mannerbundes unterging.
Ebenso war der 1783 dort entstandenen Winkelloge mit judischen Brudern keine allzu lange Zukunft vergönnt.
Mit der Aufnahme des jugendlichen Kronprinzen Friedrich 1738 in den Bund kam die Freimaurerei nach Berlin und erlebte dort einen traumhaften Aufstieg, der auch auf die ubrigen deutschen Staaten ausstrahlte.
Der Preußenkönig hielt später selbst im Schloß Charlottenburg die Loge.
Daneben entstand 1740 für die burgerlichen Bruder in Berlin die Loge "Aux trois globes", aus der sich die Große National Mutterloge (GNML) der preußischen Staaten entwickeln sollte.
Sie arbeitete nach den Formen der englischen Großloge, aber in französischer Sprach.
1744 nannte sie sich Große königliche Mutterloge "Zu den drei Welltkugeln".
Von 1766 - 1783 arbeitete sie nach der Strikten Observanz ulnd brachte von dort bei der Rückkehr ihr heutiges siebenstufiges Ritualsystem mit.
Dieser "Ausflug" verursachte die Gründung der beiden anderen deutschen Großlogen (siche weiter unten).
Am 10. August 1760 konstituierte sich die Loge "De l'Amitie aux trois Colombes", aus der sich die dritte Große Loge der Freimaurer, genannt " Royal York zur Freundschaft" entwickelte.
1772 stieg die GNML unter der Großmeisterschaft des Herzogs Wilhelm von Braunschweig zur großen National-Mutterloge der Preußischen Staaten auf.
Als am 20. Oktober 1798 das königlich-preußische Edikt "wegen Verhütung und Bestrafung geheimer Gesellschaften" erlassen wurde, blieben die drei altpreußischen Großlogen davon ausgenommen.
Im Jahre 1860 verbot das Bundesdirektorium die Aufnsahme von Brudern aus Landern, in denen die Freimaurerei nicht zugel,assen sei, denn sie könnten das Gelöbnis "getreu den Gesetzen ihres Staates zu leben" nicht halten.
Bis 1935 bestand außerdem das Verbot der Aufnahme von Nichtchristen .
Neben der "Schotten-" und "Templermaurerei", die iin der Strikten Observanz aufgingen, kam es insbesondere während der letzten beiden Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts in den deutschen Lanldern vermehrt zur Ausbreitung des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer, in dem nicht nur die mentalen Alchimisten Unterschlupf gefunden hatten.
Über ihn gelangte neben der Suche nach dem "Stein der Weisen" auch die "Goldmacherei" in die freimaurerischen Logen, die vielerorts Laboratorien einrichteten, in denen mit den verschiedensten Pulvern und Tinkturen nach den unterschiedlichsten Rezepturen experimentiert wurde.
Im Zusammenhang mit diesen Gold- und Rosenkreuzern muß auch der preußische Staatsminister und Freimaurer Johann Christoph Wöllner genannt werden, der es verständ, den späteren König Friedrich Wilhelmll. noch als jungen Kronprinzen ganz für rosenkreuzerische Zielsetzungen zu gewinnen.
Zeitweise salien ihre "Brüder" in den Ministerien der Finanzen, Justiz, geistlichen und Schulangelegenheiten, Handelsgesetzgebung und der auswärtigen Politik des preußischen Staates.
Ihlre Politik und Arbeit blieb bis heute umstritten.
Der Schwager Friedrichs 11., der Markgraf Friedrich von Bayreuth, gründete bereits 1741 seine eigene Schloßloge, der bald auch eine Stadtloge als Ableger folgte.
In beiden arbeitete der Markgraf mehrlere Jahre selbst mit.
1744 allderte sich ihr Titel in Große Mutterloge.
Nach politischen Wirren, in denen Bayreuth mal eine eigene Markgrafschaft oder eine solche mit Ansbach bildete, mal zu Preüben, mal zu Bayern oder zum Herzogtum Baden geschlagen wurde, erhielt die Großloge im Jahre 1829 schlieBlich ihren endgultigen Titel Großloge "Zur Sonne>> Bayreuth, den sie bis zu ihrem bitteren Ende während des Nationalsozialismus beibehielt.
Neben den Logengründungen an den drei genannten Orten führten Bruder das freimaurerische Licht bereits 1738 in Dresden und 1741 in Leipzig, Meiningen, Breslau und den beiden Frankfürt ein.
Unter dem Einfluß dieser raschen Ausbreitung entstanden bald auch ProvinzialGroßlogen oder Mutterlogen als übergeordnete Instanzen.
Mit dem Konvent von Wilhelmsbad hob im Herbst 1782 eine neue Ara der deutschen Freimaurerei an: die sich vorher mehr dem Okkulten verschriebenen Lehrarten der Grunderzeit wandelten sich in moderne, den Idealen der Aufklarung ausgerichtete Logenarbeiten um.
Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL) wurde bereits 1770 von Wilhelm Kellner von Zinnendorf nach dem Schwedischen System in Berlin gegründet.
Er hatte vorher die Große Mutterloge geleitet, die er in das System der Strikten Observanz überführte.
Die dritte Berliner Obödienz, die Große Loge von Preüben ("Royal York Zur Freundschaft"), ging 1792 aus einer franzosischen Logengründung "De l'Amitie" hervor, die wie die beiden anderen preußischen Großlogen eine betönt christliche Variante vertrat.
Der Name "Royal York" entstand 1765, als der Herzog von York, der Bruder König Georgs III., in den Freimaurerbund Aufnahme fand.
Sie ist Vorlaufer der heute "humanitär" ausgerichteten Großloge AFuAM von Deutschland (siehe weiter unten).
Die deutsche Vielstaaterei führte aber auch zur Gründung von weiteren auf die einzelnen Staaten begrenzten Großlogen, die entweder nach englischen oder französischen Riten arbeiteten.
Ihre Konstitutionen enthielten alle den "Allmachtigen Baumeister" und die "drei großen Lichter" der Freimaurerei.
Daneben gab es auch deutschsprachige Logengründungen in zehn europäischen Landern, sowie in Nord- und Südamerika, Afrika und Australien.
Bibel, Willkelmaß und Zirkel, die Symbole für heilige Verptlichtulig Vernunft und Menschenliebe.
Die Bibel wurde 1877 aus den Ritualen des Grand Orient de France entferilt was zum Bruch mir der angelsachsischen Freimaurerei führte.
Am 22. Mai 1840 wurde der Prinz Wilhelm von Preußen (1797 1888), der spätere Kaiser Wilhelm I., in alle drei altpreußischen Großlogen aufgenommen; am 2. Februar 1894 übernahm Prinz Leopold das Protektorat der preußischen Freimaurerei.
Gedanke, das Chaos der freimaurerischen Systeme in den deutschen Landern zu beenden, war nicht erst mit der Reichsgründung 1871 entstanden.
Er manifestierte sich bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert in der Gründung zahlreicher Freimaurerbunde.
So kam es u.a. zur Gründung des Ekklektischen Bundes (1783), des Deutschen Freimaurerbundes (1790) und später des Vereins deutscher Freimaurer (ca. 1860) und des Deutschen Großlogenbundes (1868) neben einer Reihe von regionalen Bunden.
Zu Johanni 1870 forderte der Ordensmeister der GLL, Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preüben, in seiner vielbeachteten Festrede dazu auf, nach den Ursprüungen der Lehrart zu suchen.
Sie gipfelte darin: "Es gibt nur eine Freimaurerei!
" Die erstrebte Einigung sollte jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg erreicht werden.
Bis zu diesem Zeitpunkt mußte die Freimaurerei noch ein leidvolles Los tragen:
Während des Ersten Weltkrieges wurden die freimaurerischen Ideale einer harten Prüfung unterzogen.
Aber schon kurz nach dem Waffenstillstand von 1918 ergingen Funksprüche an die Großlogen von England und der Vereinigten Staaten, die u. a. für die deutschen Frauen und Kinder um Aktionen zur Milderung der harten Bedingungen ersuchten.
Am 27. Februar 1927 fand in Frankfürt a. M. die erste offizielle Aussprache zwischen deutschen und französischen Freimaurern nach dem Krieg statt.
In gleichlautenden Schreiben schlug man vor, die Aussöhnung der deutschen und französischen Freimaurerei voranzubringen, was damals noch auf den Widerstand der preußischen Großlogen stieß.
Es sollte aber noch viel schlimmer kommen: Am 30. Januar 1933 endete die Weirnarer Republik, und das Dritte Reich begann seinen unheilvollen Aufbau In der Folgezeit (bis Johanni 1935) verschwanden alle freimaurerischen Großlogen, ob christlich, humanitär oder nicht anerkannt. . .
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges nimmt die Freimaurerei in den vier Besatzungszonen des Deutschen Reiches eine entsprechend unterschiedliche Entwicklung.
Zunächst versuchen die Logen, den zaghaften Beginn ihrer Arbeit über Flugblatter oder über die profane Presse bekanntzugeben.
1949 setzt dann der dynamische Großmeister Dr.Theodor vogel die Gründung der humanitär ausgerichteten Vereinigte Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland durch.
Am 19. Juni 1949 kann das maurerische Licht in Deutschland in der Frankfürter Paulskirche feierlich wieder eingebracht werden, das während der dunklen lahre in der 1933 von Leo Muffelmann gegründeten Symbolischen Großloge von Deutschland im Exil in Palastina aufbewahrt worden war.
1956 erkennt die United Grand Lodge of England (UGL) diese deutsche Großloge an.
Am 27. April 1958 beschließen nicht ganz ohne Druck aus England - die Vereinigte Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland und die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL FvD), den Weg in die Zukunft gemeinsam anzutreten.
So konstituieren sich endlich 1958 auf der Basis einer Magna Charta die Vereinigten Großlogen von Deutschland, Bruderschaft der Freimaurer (VGI ).
Um Verwechslungen mit der VGL auszuschließen, gibt sich die humanitär ausgerichtete Vereinigte Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland den neuen Namen Alte Freie und Angenommene Maurer von Deutschland (GL AFuAM).
1970 treten neben der altpreußischen Großen National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugelm( (GNML "3WK"), auch die American Canadian Grand Lodge AF&AM (Ancient Free & Accepted Masons) (ACGL) und The Grand Lodge of British Freemasons in Germany (GL BFG) den VGL bei .
Trotz aller Unterschiedlichkeit in der Zugehörigkeit zu ihrer Großloge oder deren Lehrart pflegen doch alle Logenmitglieder die Gemeinsamkeit ihrer Ziele und Ideale, in denen sie den Menschen in den Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns stellen.
In den folgenden Abschnitten gehen wir naher auf sie ein.