SCHOTTISCHER RITUS
SCHOTTISCHES DIREKTORIUM,
SCHOTTLAND.
SCHREIN, MYSTISCHER,
SCHREPLOVIC, PETAR,
SCHRITTE.
SCHRÖDERSCHE LEHRART,
SCHABART, JOHANN CHRISTIAN,
SCHUH, PANTOFFEL.

Schottischer Ritus
(vom XXXIII. und letzten Grad), Alter umd Angenommener, international verbreitetes Hochgradsystem, bearbeitet die Maurerei in 33 Graden. In seinem heutigen Aufbau stammt der Ritus aus Amerika, wo 1801 in Charleston (Sud-Carolina) von Oberst John Mitchell, Frederick Dalcho, einem Arzt preußischer Herkunft, Isaac da Costa und anderen der erste "Oberste Rat (frz. Conseil Supreme, engl. Supreme Council) des XXXIII. und letzten Grades" sich bildete, von dem heute alle regularen Obersten Rate der Welt sich herleiten. Gründlage des ganzen Systems in Aufbau und Organisation bilden die sogenannten "Großen Konstitutionen" von 1786, deren Ürsprung strittig ist. Die lange Zeit üblich gewesene und auch heute immer wieder auftauchende Ableitung von Friedrich dem Größen (s. d.), ließ sich auf die Dauer nicht aufrechterhalten*). Der Inhalt des Systems aber stellt, von unzeitgemäß Gewordenem und daher zumeist nicht mehr Bearbeitetem abgesehen, ein großartiges Ritualgebäude dar.

Die drei symbolischen Grade des S. R. unterscheiden sich nur in ritualistischen Einzelheiten von der englischen Lehrart. Sie werden heute nicht mehr von Obersten Raten verwaltet, sondern ausschließlich von Großlogen, so daß die Obersten Rate in der Regel fast durchwegs nur noch die Hochgrade IV bis XXXIII dirigieren. Auf dem Pariser Kongreß der Obersten Rate von 1929 wurde mit aller Entschiedenheit die Auffassung ausgesprochen, daß die symbolischen (blauen) Grade überhaupt nur von Großlogen zu bearbeiten seien.
Ein Gegensatz der "blauen" zur "roten" Maurerei besteht keineswegs. Die höheren Grade bilden insofern eine Fortsetzung der Johannisgrade, als das esoterische Moment stark betönt, die Lehren weiter ausgearbeitet werden. Sie wenden sich an jene Brr., die ein inneres Bedürfnis nach mehr selbst zu erarbeitendem Licht haben. Neue oder "letzte" freimaurerische Gründwahrheiten werden weder versprochen noch enthüllt; was an solchen existiert, ist in den drei Johannisgraden enthalten. Aber die höheren Stufen haben dennoch ihre nicht zu unterschatzende Bedeutung.
Der überhebliche vielfach sich in Außerlichkeiten erschöpfende "aristokratische" Charakter, der den Hochgraden im 18. Jahrhundert eignete, ist im Laufe der Zeit im A.u. A.S. R. vollständig verlorengegangen. Die Vertiefung, die der Ritus im Laufe der Zeit in jeder Hinsicht erfuhr, z. B. durch Pike in Amerika und namentlich auch durch den Belgier Goblet d'Alviella (s. beide), haben das Bild wesentlich verschoben. Die Grade, die sich als überflüssig und leer erwiesen, werden meist nur noch rein historisch erlautert. Von der überwiegenden Mehrzahl der Obersten Rate werden sie nicht mehr ritualistisch gepflegt, sondern der nicht unwichtigen Tradition halber nur noch mitgeteilt.

Die Werkstätten der Obersten Räte: Perfektionslogen, Kapitel Areopage und Consistorien sind nach Lehre und Aufbau auch heute wichtige Stufen freimaurerischer Fortbildung, Ritual und Symbolik sind reich an Schönheit und Gedankentiefe. Die Lehren: Pflicht zur Arbeit, Kampf für Gewissensfreiheit und Aufrechterhaltung der Menschenrechte, Betätigung der Menschenliebe im Sinne Jesu, Völkerversöhnung, Sorge für Erhaltung des Friedens auf Erden, Streben nach Wahrheit sind Gründsatze, die von Grad zu Grad ihre Vertiefung finden; Goblet d'Alviella hat die Lehre der bedeutsamsten Stufen vereinheitlicht, sie organisatorisch aufgebaut und Brücken geschlagen, die gestatten, von einem wirklichen System zu sprechen, in dem nicht etwa willkurlich aneinandergereihte Grade den Eindruck hilfloser Zusammenhanglösigkeit erwecken. Der belgische Großkommandeur setzte die Grade in Beziehung zu den hauptsachlichsten Religionen, mystischen Kulten, philosophischen Systemen, zog aus ihren verschiedenen Gründlehren eine Nutzanwendung auf die Freimaurerei und vermittelte so Kenntnisse, die, zusammengefaßt, schließlich die "vollkommene Einweihung" erzielen.

Dis Einteilung der Werkstätten ist nicht ganz einheitlich. Zum Beispiel gestaltet sie sich in Nordamerika folgendermaßen:
. Nördl. JurisdiktionSüdl.
..Grad.
Perfektionsloge4. bis 144. bis 14.
Kapitel 15. u. 1615. bis 18.
Council of Kadosh17- u- 18 19. bis 30
Konsistorium19. bis 32.31. u. 32.
Die übrigen Obersten Rate folgen im allgemeinen dem Aufbau der Südlichen Jurisdiktion der Vereinigten staaten; mancherorts hat auch der XXXI. Grad seine eigene Werkstätte (Rat).

Zu den Graden, die heute nur noch rein geschichtliches Interesse haben, gehören in erster Linie die in ungezählten Pamphleten abgehandelten sogenannten "Rachegrade", in denen, dem Geschmack des 18. Jahrhunderts entsprechend, von der immer nur symbolisch gemeinten Sühne für den Tod Hirams und des Templer-Großmeisters de Molay die Rede ist. Nur noch im XXX. Grad — Kadosch - Ritter (s. d.) — ist ernstlich von Vergeltung die Rede, aber in ganz sinnbildlicher Bedeutung: an der Darstellung des Opfertodes des letzten Templer-Großmeisters wird die Verpflichtung gezeigt, unablässig, auch unter Selbstaufopferungw mit geistigen Waffen für Geistesfreiheit zu kämpfen.
Nach Goblet d'Alviella besteht "die einzige Vergeltung, die der Freimaurer im Namen der Verfolgten aller Zeiten üben kann, in der Arbeit zur Herbeiführung eines sittlichen Zustandes, der neuerliche Attentate auf die Gewissensfreiheit unmöglich macht". Nur von einem Bekenntnis zu den Menschenrechten ist die Rede, der Rachegedanke, der durchaus unfreimaurerisch ware, wird ausdrucklich verworfen.

Der Ursprung des Ritus liegt in einem der zahlreichen französischen Systeme der Schottischen Maurerei (s.d.) des 18.Jahrhunderts, dem "Conseil des Empereurs d'Orient et d'Occident, Grande et Souveraine Loge Ecossaise Saint Jean de Jérusalem" ("Rat der Kaiser vom Osten und Wosten, Große und Souverane Schottische Loge zem heiligen Johannes von Jerusalem"), die gegen Ende des 18. Jahrhunderts im Grand Orient de France aufging. 1761 erteilte diese Großloge dem Kaufmann Etienne Morin (s. d.), der nach Amerika ging, ein Patent, das ihn ermachtigte, eine Perfektionsloge des Ritus in der Neuen Welt zu gründen, d.h. nach damaligem Sprachgebrauch, die 25 Grade der vollkommenen und erhabenen Maurerei" zu ërteilen, die, seit 1758 bestehend. 1762 von der Filiale der "Kaiser vom Osten und Westen" in Bordeaux", den "Prinzen des Königlichen Geheimnisses', promulgiert wurden. Diese Grade waren:
Morin führte seine Mission zunachst auf Jamaika durch, wo als erster A. Francken zum Abgeordneten Großinspektor gemacht und ein Konsistorium errichtet wurde, dann in San Domingo mit bestem Erfolg. Zwar waren auch schon in Amerika Schottische Grade bekannt; nachweisbar waren von 1749 an in San Domingo, Martinique und Louisiana Schottenlogen entstanden, aber die Arbeit von Morin bewirkte erst allgemeinere Verbreitung.
Um die Jahrhundertwende tauchte in Amerika eine von 1786 datierte Constitution auf, die die Zahl der Grade von 25 auf 33 erhöhte, als oberste Leitung einen Obersten Rat, gebildet aus neun Groß-Generalinspektoren, Trägern des XXXIII. Grades, bestimmte und behauptete, ihre Entstehuns Friedrich dem Großen zu verdanken, der bestimmt habe, daß die bisher von verschiedenen Schottischen Riten erteilten Grade zu einem neuen, dreiunddreißigstufigen "Älten und Angenommenen Ritus" zusammengelegt werden sollten.
Da Friedrich der Große damals bei verschiedenen maurerischen Körperschaften der Älten und Neuen Welt als eine Art Haupt der gesamten Maurerei galt, war durchaus kein Anlaß gegeben, an der Echtheit der Urkunde zu zweifeln. Unter dieser Marke entstand dann 180l in Charleston (Südkarolina) der erste Oberste Rat, der "Mother Supreme Council", der Welt, der dann 1860 seinen Sitz nach Washington verlegte. In der Folge wurde über den mutmaßlichen Verfasser der "Großen Konstitutionen von 1786" heftig, aber ohne positives Ergebnis debattiert.
Es erscheint heute ganz gleichgültig, daß sie nicht von Friedrich dem Großen ausgegangen sind, ausschlaggebend ist dagegen, daß sie sich als ganz ausgezeichnet geeignet erweisen, ein seither über die ganze Welt verbreitetes System zu tragen. Die Fixierung auf 33 Grade ist sicherlich amerikanischen Ursprungs. Die Grade heißen jetzt:
Nach kurzem Bestehen ermachtigte der Oberste Rat von Charleston den französischen Kavallerieoffizier Grafen de Grasse - Tilly (s. d.), Sohn des im amerikanischen Unabhängigkeitskriege so bewährten Admirals, auch in San Domingo die neue schottische Hierarchie zu etablieren. Grasse-Tilly, der schon vorher wegen eines Negeraufstandes nach Sädkarolina hatte fliehen mussen, geriet wieder in eine Erhebung und kehrte nach Frankreich zurück. 1804 langte er in Paris an und noch im gleichen Jahre, am 22. September, setzte er dort den ersten europaischen Obersten Rat ein, dessen Gründung einen Monat später die Gründung der schottischen Großloge dieses Ritus folgte. Erster Großkommandeur war Grasse-Tilly selbst. 1806 trat der Erzkanzler des Kaiserreiches, Cambacéres, an seine Stelle (s. Frankreich).
Dieser Gründung folgten bald zahlreiche weitere. Das Bild stellt sich folgendermaßen dar: 1834 traten die damals existierenden Obersten Rate in Paris zum Abschluß eines Bündni svertrages zusammen, der auf den Konstitutionen von 1786 berüht Gründsatzliche Bedeutung erhielten diese Abmachungen aber erst auf dem Konvent, der am 26. September 1875 in Lausanne stattfand und die sogenannte "Lausanner Konföderation" begründete. Neun Oberste Rate hatten Vertreter entsandt (England, Holland, Kuba, Frankreich, Ungarn, Italien, Peru, Portugal und Schweiz), die eingehende Gründsatze ausarbeiteten. Zwei Jahre später kamen fünf weitere Oberste Rate in Edinburgh zusammen (Vereinigte Staaten Südliche Jurisdiktion, Irland, Schottland, Zentralamerika und Griechenland), um zu den Beschlüssen von 1875 Stellung zu nehmen. Einige Neuformulierungen, die sie vorschlugen, namenlich in bezug auf den A. B. A. W., wurden nech Meinungstausch zwischen den beiden Gruppen um der Einheit des Ritus willen von der ersterer angenommen.
Die 1875 geschaffene "Lausanner Konföderation" ist ein loser Verband ohne zusammenfassende oder dirigierende Oberleitung, ohne gemeinsamen Verwaltungskörper, ohne Zentralorgan, aber sie bildet durch die bloße Tatsache, daß die Obersten Rate sich zu den in Lausanne aufgestellten Gründsatzen bekennen, ein wirklich internationales Band, wie es von anderen maurerischen Körperschaften bisher nicht erreicht wurde, und macht den A. u A. S. R. zu einem wirklich universalen Weltritus.

Von den sich ausdrücklich auf 1786 stutzenden Gründsatzen von 1875 sind, abgesehen von der wichtigen, alle Rivalitaten und Zwistigkeiten von vornherein ausschließenden Bestimmung daß, mit Ausnahme der in zwei Jurisdiktionen geteilten Vereinigten Staaten von Nordamerika, in einem Land nur ein als regulär zu erachtender Supreme Conseil bestehen kann, folgende prinzipiellen Erklärungen bedeutsam:
1. Die Freimaurerei ist eine bruderliche Gemeinschaft innerhalb der menschlichen Gesellschaft; sie lehrt die Anerkennung einer schöpferischen Kraft unter dem Namen des Allmächtigen Baumeisters aller Welten;
2. Alle wahren Freimaurer, welchem Vaterland immer sie angehören, stellen eine Familie von Brudern dar die aber die Oberfläche der Erde zerstreut sind; sie bilden den Bund der Freimaurer;
3. Die Freimaurerei legt der Erforschung der Wahrheit keinerlei Schranken auf; um jedermann diese Freiheit zu sichern, fordert sie unbedingte Toleranz;
4. Daher steht die Freimaurerei allen Nationen, allen Rassen und jedem Glauben offen; sie verbietet in ihren Versammlungen jede politische oder religiöse Erörterung; sie nimmt jeden auf, der frei und von guten Sitten ist, welches immer seine politische oder religiöse Überzeugung sein mag;
5. Die Freimaurerei hat die Aufgabe, gegen Unwissenheit in jeder Form und in jedem Gewande zu kämpfen; ihre Gründsatze lehren: den Gesetzen des Vaterlandes zu gehorchen ehrenhaft zu leben, Gerechtigkeit zu uben, den Nächsten zu lieben, unablässig an den auf das Glück der Menschheit gerichteten Werken mit zuarbeiten und deren stete und friedlichs Emanzipation zu fördern
6. Der Bund der Freimaurer ist in verschiedene, einander anerkennende Riten gegliedert, die alle die gleiche Wurzel haben und dem gleichen Ziel zustreben- welchem Ritus auch ein Freimaurer angehören mag, er ist Bruder aller Freimaurer der Erde.

In gewissen Zwischenraumen, die neuerdings auf fünf Jahre festgesetzt wurden, finden in internationale Kongresse der Obersten Rate statt, auf welchen u. a. auch über die Zulassung in der Zwischenzeit neu errichteter Suprêmes Conseils entschieden wird. Der letzte Kongreß vor dem Weltkrieg tagte 1912 in Washington, es folgten 1922 Lausanne, 1929 Paris. Für 1934 wurde Cuba festgesetzt. Auf dem Pariser Kongreß 1929, zu dem 27 Oberste Rate Delegationen entsandt hatten, wurde auf Antrag des Großkommandeurs der Nördlichen Jurisdiktion der Vereinigten Staaten, Leon Abbott, folgende Friedensresolution einstimmig angenommen: "Die Welt muß zu wahrer Freundschaft und wahrem Vertrauen, zu einer allumfassenden selbstlosen Liebe gelangen. Der Friede muß einer reinen Quelle entspringen, die ungetrübt ist von Haß, Selbstsucht, Aberglauben und Mistrauen. Wir verfolgen mit heißem Interesse die Anstrengungen, die von den Vertretern der verschiedenen Völker unternommen werden, um zu freundschaftlichen, von gutem willen diktierten Abmachungen zu gelangen.
Wie jede maurerische Organisation eine Pflegestatte der Vaterlandsliebe und Burgertreue ist, so haben auch wir Boten des Friedens, Pioniere einer aufwarts schreitenden Zivilisation zu sein... Die Delegierten geloben feierlich, jeden legitimen und gesetzmäßigen Einfluß und alle ihre Anstrengungen dahin geltend zu machen, den allgemeinen Frieden zu fördern, den guten Willen zu stärken und in den Herzen der Menschheit der ganzen Erde die glorreiche Herrschaft der bruderlichen Liebe zu errichten".

Die fundamentalen Bestimmungen, daß, die Ingerenz der Obersten Rate sich nur auf die Grade IV bis XXXIII erstrecken soll, daß die Hochgrade des Ritus ausschließlich solchen Maurern erteilt werden, die die ersten drei Grade in einer regulären Loge erhälten haben und aktive Mitglieder einer solchen sind, und daß der AusschluS aus der symbolischen Loge automatisch den Verlust der Mitgliedschaft in den höheren Werkstatten nach sich zieht, sind in einer Reihe von Landern durch Abkommen der betreffenden Obersten Rate mit den Großlogen befestigt worden.
In Großbritannien heißt der Ritus einfach Ancient and Accepted Rite, Älter und Angenommener Ritus (s. auch die einzelnen Grade).
Schottisches Direktorium,
s. Altschottisches Direktorium.
Schottland.
Die schottischen Werklogen.
Die älteste existierende Loge.
Die Großlogengründung.

Die schottischen Werklogen.
Wenn auch in Schottland eine Großloge erst nach jener von England und Irland ins Leben trat— 1736 — so reicht die Geschichte der schottischen Freimaurerei, soweit es sich um urkundliche Beglaubigung handelt, doch weiter zurück als die ihrer beiden Schwestern. Als Desaguliers (s.d.)1721 nach S.kam, waren dort weit mehr Logen am Werk als in England, allerdings waren sie noch Werklogen von Bauhandwerkern. In einem Zeitpunkt, da in London die "Operative Masons" in den Logen nur noch sehr dünn gesät waren, bildeten diese in S. noch immer die Masse der Mitglieder. Die schottische Freimaurerei hat aber, obgleich über ihre Vorgeschichte die ältesten und sichersten noch erhältenen Urkunden vorliegen, am stärksten Anlaß zur Legendenbildung geboten.
Die ganz unhaltbare Version von Ramsay (s. d.) über die Entstehung der Freimaurerei, die Bezeichnung von Systemen, die mit S. gar nichts zu tun hatten und haben, als "Schottische Maurerei", das Märchen von den nach dem Untergang des Templerordens nach S. geflohenen Templern, die dort den Orden in maurerischer Verbrämung fortgesetzt und die Bauhütten zu Trägern ihrer Geheimnisse gemacht hatten, schließlich die Verbindung der Königlichen Kunst mit den Geschicken der vertriebenen Stuarts haben das Bild der wirklichen Freimaurerei S. vielfach stärk entstellt. Ramsay erklärte 1737, in der Zeit der Kreuzzuge sei in Palastina eine Verbindung zwischen Freimaurerei und Kreuzfahrern hergestellt worden. Letztere hatten, nach Europa zurückgekehrt, Logen gegründet und 1128 sei Lord James Steward Großmeister der Loge in Kilwinnen (Kilwinning) gewesen und habe englische und irische Grandseigneure zu Freimaurern gemacht. In der Folge aber sei die Freimaurerei in den verschiedenen Landern vernachlassigt worden, und nur in S. allein habe sie sich unter Patronanz des Königshauses in allem ihren Glanz erhälten. Alle diese Behauptungen sind durchaus unhistorisch. Richtig daran ist nur, daß die Loge von Kilwinning ihre Entstehung von der Bauhütte der 1140 von Hugh de Moville, Connstable von S., gebauten Abteikirche herleitet (unweit von Kilwinning, in Ayr, wurde Ramsay geboren !).

Der Umstand, daß, die ältesten Logenprotokolle, die auf unsere Tage überkommen sind., aus S. stammen, hat naturgemäß die "schottische" Legendenbildung ebenfalls beeinflußt. Die Edinburgher Loge Nr. 1, Mary's Chapel (Marienkapelle), besitzt insgesamt zehn Bande Originalprotokolle deren erstes vom 31. Juli 1599 stammt. Sie ist natürlich älter, jedenfalls beweisen aber die Protokolle, daß die Loge schön 118 Jahre vor Gründung der ersten Großloge von England in Tätigkeit war, und schon in diesem Zeitraum Männer aufnahm die nicht zünftige Steinmetzen gewesen sind. schon am 8. Janner 1600 ist als solcher "Non Operative" John Boswell of Auchinleck eingetragen. Die Protokolle zeigen auch, daß sich im Laufe des 17. Jahrhunderts die Zahl dieser "Speculatives" nicht unbeträchtlich vermehrte. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, handelte es sich um Männer von Rang, vielfach um historische Persönlichkeiten. So wurden "Fellows of craft" Lord Alexander, Viscount of Canada und dessen Bruder, General Alexander Hamilton, Sir Patrick Hume, der Earl of Marchmount usw.

Noch weiter, auf den 9. Januar 1598, gehen die Protokolle der Aitchison's Haven Lodge zurück, die aber seit 1852 nicht mehr besteht. Aus jenem Zeitraum (1598/99) stammen ferner auch die berühmten "Schaw Statutes", Verordnungen des "General Warden" (Obersten Aufsehers) William Schaw (s. d.), "Werkmeisters des Königs" und das erste der sogenannten "St. Clair Charters" (1601) ein u. a. von Schaw unterschriebener "Freibrief" der schottischen Bauleute für William St. Clair of Roslin (s.d.), der diesem auf Gründ königlicher Bewilligung Freiheit und Gerichtsbarkeit über die Maurer einräumte, ihn und seine Erben neuerdings als "Schirmherren und Richter der Zunft bestätigte. Von den "Fellows" der Aitchison's Haven Lodge, die in dem Protokoll von 1598 verzeichnet sind, waren die Mitunterzeichner des Charters, ausgestellt von den "deacones maisteris and fie men of the Maisonnes whin the realme of Scotland with expres consent and assent of Wm. Schaw, Maister of Wark to our souane Cord".
Die älteste existierende Loge.
Die Protokolle der Edinburgh Lodge (St. Mary's Chapel) Nr. 1, der ältesten existierenden Loge der Welt, enthälten im ersten Band die "Schaw-Statutes". Auch von "Cowan" ist gleich anfangs die Rede, welcher Ausdruck seit Anderson von der angelsächsischen Freimaurerei (außerhalb des Bundes ist das Wort nicht im Gebrauch!) für irregulare Maurer gebraucht wird. Damals kennzeichnete dieses Wort schottischer Herkunft einen "rough mason", Steinmetzen, der nicht Mitglied einer Loge war, einen Maurer "ohne das Wort", d. h. ohne das "Geheimnis", das den Brüderschaf ten eigen war, der infolgedessen nicht mit Mörtel arbeiten durfte. Aus den "Schaw-Statutes'" geht unzweideutig hervor, daß die Loge damals noch reine Zunft Gilde und nicht mehr war, also keineswegs als Hüterin aus Urzeiten überkommener Überlieferung gelten konnte. Grade im ritualistischen Sinne des Wortes gab es damals noch nicht, solche wurden von den "Speculatives" erst zu dem Zeitpunkt geschaffen, als der Gedanke eines symbolischent geistigen Baues in die Köpfe gedrungen war.

Mitteilungen, die Desaguliers am 24. August 1721 in der Loge "St. Mary's Chapel" machte, wirkten befruchtend auf die Anpassung an die neue englische Lehre. Noch am gleichen Abend erhielten eine Reihe führender Burger von Edinburgh den Lehrlings und Gesellengrad. Aber es dauerte noch geraume Zeit, bis ein nicht zünftmäßiges Mitglied in der Edinburgher Loge zum Warden (Aufseher) gewählt wurde. Die "Speculatives", die bisher lediglich Ehrenmitglieder gewesen waren, erhielten nun auch in S. die vollen Rechte. 1728 wurde einer von ihnen Präses (Meister), 1732 wurden die Earls of Crawford und Kintore aufgenommen (beide spätere Großmeister von England, letzterer auch von Schottland). Immer fand das englische Vorbild Nachahmung. Aus dem Präses wurde der Logenmeister.
Die Großlogengründung.
Im Herbst 1735 begannen die Vorarbeiten zur Gründung einer Großloge. Die vier Logen "Mary's Chapel", "Canongate Kilwinning", "Kilwinning Scots Arms" und "Leith Kilwinning" traten zusammen, einen Großmeister zu bestellen und eine Verfassung auszuarbeiten. Am 30. September 1736 fanden sich in "Mary's Chapel" bereits die Vertreter von 33 Logen zum feierlichen Gründungsakt ein. William Clair, Laird of Roslin, der letzte der Familie, wurde erster Großmeister. Er hatte zwar für sich und seine Erben auf die Ausubung seiner älten Rechte Verzicht geleistet, erhielt aber trotzdem samtliche Stimmen. Die Großloge wählte dann als Farbe das Grün des schottischen Distelordens.
Sie entwickelte sich zunachst ausgezeichnet.
Der Jakobitenaufstand von 1745 verlangsamte allerdings den Fortschritt. Im September die des Jahres, als der Prätendent Karl Eduard mit den Hochlandern Edinburgh besetzt hatte könnte keine Großversammlung stattfinden aber schon im nachsten Jahre war die "Episode" abgetan. Von 1747 an wurden dann für die schottischen Regimenter Militarlogen gegründet, zuerst im Regiment des Herzogs von Norfolk. Sie trugen sehr viel zur Verbreitung der Maurerei ihrer Großloge in der Welt bei. Von allem Anfang an wurden auch Soldaten in diese Regimentslogen aufgenommen, während für die englischen Armeelogen erst während des Weltkrieges die Bestimmung geschaffen wurde, der zufolge auch Soldaten, die es noch nicht zum Korporal gebracht hatten eingeweiht werden können.

Die Aufnahmetaxen wurden von den Schotten für ihre Soldaten besondere niedrig gehälten (ein Achtel der von den Offizieren zu entrichtenden Betrage)- das brachte stärken Zustrom. Die Patronanz, die die Großloge von Schottland den "Antients" in der Zeit angedeihen ließ, als die Herzoge von Atholl deren Großmeister und zugleich auch Großmeister von S. waren, bewirkte vorabergehend den Abbruch der Beziehungen seitens der "Moderns" doch anderte sich das aufs gründlichste 1805, als der englische Pro-Großmeister Lord Moira (s. d.), damals Oberbefehlshaber in Schotland, offiziell in der schottischen Großloge erschien und 1806 auch Acting Grandmaster von S. wurde. Im gleichen Zeitraum (1807) fand ein Schißma ein Ende, das etwa 60 Jahre lang gedauert hatte:
der Kampf der beiden Logen "Mary's Chapel" (Edinburgh) und "Kilwinning' um den Vorrang in der Großlogenliste. Erstere konnte nach der Großlogengründung den Nachweis ihrer Existenz bis 1599 zurtückführen und erhielt daher den ersten Platz auf der Stammrolle, während letztere, die Dokumente von 1642 vorwies, an die zweite Stelle kam. 1744 erhob sie deswegen Protest, trat aus, erklärts sich als selbständige Jurisdiktion ("Mother Kilwinning") und gründete auch eine Anzahl Logen. Der Bruch wurde schließlich so geheilt, daß "Kilwinning" auf Selbständigkeit und Sonderrechte verzichtete und in der Matrikel Nr. 0 erhielt, während die "Edinburgher" Loge weiter als Nr. 1 figuriert.

Gleich der Großloge von England bereitete sich auch jene von S. im ganzen britischen Imperium aus. In Asien, Afrika, Australien und Westindien wurden Provinzial-Großmeister, in Indien ein "Großmeister der schottischen Freimaurerei" eingesetzt. In der Großmeisterschaft folgten sich bis auf den heutigen Tag hohe schottische Peers. 1805 erhielt Prinz Georg von Wales, der spätere König Georg IV., den Großmeistertitel, auf ihn folgten als Schirmherren William IV., dann Prinz Eduard von Wales (der spätere König Eduard VII.). Große Verdienste erwarb sich die Großloge von S. um die Eingliederung von Eingeborenen der verschiedensten Weltteile in die Bruderkette. Durch sie wurden z. B. zuerst Inder dem Bunde zugeführt.
Von den Großen schottischen Männern, die sich der Maurerei anschlossen, erwarben sich Walter Scott, aufgenommen 1801 (s. d.), und Robert Burns, aufgenommen 1781 (s. d.), in der Welt besonderen Ruhm.
1930 zählte die Großloge 1158 Logen mit 87.000 Mitgliedern. Adresse: Freemason's Hall, 96. George Street, Edinburgh.

Schottmüller, Konrad, * 1841, t 1893, vortragender Rat im preußischen Kultusministerium, 1876 in der Berliner Loge "Friedrich Wilhelm zur Morgenröte" aufgenommen. Verfasser einer Studie über den Templerorden ("Bericht über die archivalischen Forschungen zur Geschichte und dem Prozeß des Tempelherrenordens" in "Sitzungsberichte der Kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften", 1886) und eines zweibandigen Werkes "Der Untergang des Templerordens mit ürkundlichen und kritischen Beitragen", Berlin, Mittler, 1887. Diese Untersuchungen veranlaßten die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland 1888, die bis dahin mit Zähigkeit festgehältene haltlose freimaurerische Templerüberlieferung ihres Systems aufzugeben.
Schrein, Mystischer,
s. Shriners
Schreplovic, Petar,
Vizedirektor der jugoslawischen Nationalbank, *1862, aufgenommen 1891 in der Belgrader Loge "Pobratim", Stuhlmeister der Loge "Schumadja", langjahriger schatmeister, dann Erster Großaufseher der Großloge von Jugoslawien, Großsekretär des S. C.
Schritte.
Die freimaurerischen S. sind den älten Steinmetzenbrauchen entlehnt. Aus der Art, wie der Zulaßheischende die Füße setzte werde erkannt, ob er ein gesetzmäßiger Steinmetz war oder nicht. In den Johannisgraden werden stufenweise S. gelehrt, denen symbolische Bedeutung zukomst.
Schrödersche Lehrart,
s. Schröder.
Schabart, Johann Christian,
Edler von Kleefeld, in der Strikten Observanz Eques a Struthione, * 1734, t 1787, im Siebenjährigen Krieg englischer, d. h. hannoverscher Kriegskommissar, spielte bis 1765 in der deutschen Freimaurerei als Propagandist der Strikten Obsenanz eine entscheidende Rolle, zog sich dann auf seine Landgüter zurück und widmete sich der Landwirtschaft. Für seine schriftstellerischen agronomischen Arbeiten erhielt er 1782 einen Preis der Berliner Akademie der Wissenschaften und wurde mit dem Pradikate Edler von Kleefeld geadelt. 1762 in der Loge "Jonathan" in Braunschweig aufgenommen, schloß er sich, in der Loge "Georg" in Hannover zum Meister befördert, dem Rosa-Clermontschen Kapitel in Braunschweig an, war 1763 Zugeordneter Großmeister der Mutterloge "zu den drei Weltkugeln" in Berlin und bekehrte sich auf dem Konvent zu Ältenberge zur Strikten Observanz.
Er wurde vom Freiherrn v. Hund erst zum Vertreter aller Logen der "Laten Observanz" ernannt, dann als Visitator Generalis bestellt und pries auf dem ganzen Kontinent unermüdlich die Segnungen des "wahren" Tempelrittersystems. Seine zahlreichen Reisen verschlangen eine Menge Geld . Allein die Hamburger Logen weisen 4127 Mark an Diäten für S. aus. Er verstand es aber dafür, der Strikten Observanz hervorragende Männer und zahlreiche Logen zuzuführen, bearbeitete die Instruktion für das System. Dagegen lehnte er es ab, mit dem Klerikat (s. d.) zu verhandeln, da er diesem mißtraute. 1768 zog er sich ziemlich plötzlich von der Templerei zurück, weil er an der Echtheit des Ordens zweifelte. Die Nachrede, die sich sehr stark an seine Persönlichkeit heftete, behauptete allerdings, er sei zurückgetreten, weil er eine recht vorteilhafte Heirat geschlossen hätte
Schuh, Pantoffel.
Ein urältes, biblisches Rechtssymbol, das auch in der freimaurerischen Ritualistik Verwendung findet (Ruth, 4, 7. Deuteron, 2S, 7—10 u. v. a.). Ebenso im Volksbrauche: das Werfen des S., die Versteigerung des Brautschuhs, das Ablegen der S. zum Zeichen der Heiligung eines Raumes (Exodus 3, S), ebenso noch in den mohammedanischen Moscheegebrauchen. Als Zeichen der Besitzergreifung: in eines anderen S. treten. Die in der Freimaurerei ubliche S.-Symbolik geht auf die Reinigungszeremonien zurück. Die S.-Symbolik ist also als reiner "Konsekrationsakt" aufzufassen. Pantoffel als Abzeichen werden in Amerika von Freimaurerfrauen getragen. Der Brauch deutet dort ebenso auf das Freimaurersymbol, wie auf das "Unter-dem-Pantoffel-Stehen" hin.
In einigen Logen Schottlands wird als Zeichen des abgeschlossenen Vertrages zwischen dem Neuaufgenommenen und der Loge der linke S. des Kandidaten dem Meister vom Stuhl übergeben, der ihn nach abgenommener Verpflichtung unter Anspielung auf den biblischen Gebrauch wieder zurückerstattet. Daran schließt sich eine Belehrung über die "catch question": "Was haben Sie für die Aufnahme in den Bund gezahlt?" Antwort: "Einen Schuh, einen älten Schuh meiner Mutter Sohn".