SCHWEITZER, ALBERT,
SCHWEIZ.
SCHWEIZERBANNER,
SCHWEIZERISCHER VOLKSBUND FÜR FREIHEIT UND RECHT,
SCHWERT,
SCHWERTER-ERHOLUNGSHEIM,
SCHWESTERN
SCHWESTERNLOGEN,
SCHWETSCKE, KARL GUSTAV
SCIENTIFISCHER BUND,
SCIOTS, ANCIENT EGYPTIAN ORDER OF,
SCOT'S ODER SCOTCH LOGEN.
SCOTT.
SCOTTISCH RITE CATHEDRAL
SCRIBE
SCROLL
SCUDDER, TOWNSEND,
SEBASTIANI, HORACE FRANÇOIS BASTIEN,

Schweitzer, Albert,
* 1875. Seit 1913 als Negerdoktor in Lambarene in Afrika Tätig. Ist nicht Freimaurer, wird aber hier erwähnt, weil seine ganze Lebensführung die Erfullung des freimaurerischen Programms enthalt. Protestantischer Theologe, Arzt Musiker und Kulturphilosoph, hat er aus eigenem Antrieb das Amt eines Arztes im tropischen Afrika übernommen, um eigener Arbeit einen Teil dessen gutzumachen, was die weiße Rasse an der schwarzen gesundigt hat. S. ist das Urbild des Menschen der das Gute um seiner selbst willen tut und der das Kreuz anderer auf sich nimmt, weil er Ehrfürcht hat vor dem Leben und Verantwortungsgefühl gegen alles Lebendige.
Schweiz.
Erste Tätigkeit in Genf.
Verfolgung in Bern.
Der Rektifizierte Ritus.
Nach der Franzosenzeit.
Die Großloge "Alpina".

Erste Tätigkeit in Genf.
Die damals noch uneinheitliche politische Struktur der S. im 18. Jahrhundert zeitigte auch auf maurerischem Gebiete ein zusammenhangloses, schwankendes Bild. Im gleichen Jahrfünft faßte die Maurerei in Genf, Lausanne und Zürich Wurzeln. Engländer traten zuerst in Genf als Gründer auf. Im Januar oder Februar 1736 entstand die "Société des Maçons libres" oder "Francs-Masons du Parfait Contentement". schon im Marz dieses Jahres interpellierte im "Rat der Zweihundert" ein Ratsmitglied wegen der neuen Gründung.
Auch die kalvinistische Geistlichkeit protestierte. Ein Regierungsmitglied nannte die Loge öffentlich "Schule der Gottlosigkeit". Der "Rat der Fünf undzwanzig" ging mit einem Beschluß, vor, der die fernere Aufnahme von Genfern unterbinden sollte. 1737 wurde von London als Provinzial-Großmeister der schottische Edelmann Georges Hamilton, Burger von Genf, eingesetzt. 1744 beschäftigte sich der Rat abermals mit der Freimaurerei, "die wachse und bereits drei Logen zähle". Es wurde beschlossen, allen Burgern zu verbieten,, einer Loge beizuwohnen, noch gar Solche zu halten".

Im September 1745, als schon sechs Logen am Werk waren, verscharfte der Rat der Republik das Verbot, obgleich erwiesen war, daß in den Genfer Bauhütten nichts gesprochen und getan wurde, das gegen die Religion oder die Staats interessen gerichtet war. Auf Zuwiderhandeln wurden 100 Dukaten Gold und Gefangnisstrafe gesetzt. Trotzdem nahm die Maurerei Aufschwung. Am 24. April 1769 entstand auf Initiative von Alexander Girard, von zehn Logen gegründet, die "Grande Loge Nationale de Genève". Bald schlossen sich ihr zehn weitere Logen an. Die neue Obedienz umfaßte schließlich außer Genfer Bauhütten, von denen eine, die 1768 ins Leben getretene "Union des Coeurs", noch heute in Tätigkeit ist eine Bauhutte in Zürich (s. unten) und Logen in anderen schweizerischen Orten und auch eine Bauhütte "St. Jean du Levant" in Konstantinopel, wohin Genf damals rege Handelsbeziehungen unterhielt.
Um die oligarchisehe Regierung aber nicht allzusehr in Harnisch zu bringen, konstituierten sich nach diesem mutigen Anlauf die Logen nach außen hin doch lieber wieder als Zirkel (Kranzchen). Die Annexion Genfs durch Frankreich (1798) mit ihrem Militarregime brachte die Genfer Bauhütten, nachdem 1786 vorübergehend die Großloge als "Grand Orient de Genève" reaktiviert worden war (neben welchem dann eine weitere Loge erstand), unter den Großorient von Frankreich, der 1801 die "Grande Loge provinciale de Genève" ins Leben rief, die bis 1815 bestand.
Verfolgung in Bern.
In Lausanne war 1739 — auch wieder dureh Englander — mit Patent des englischen Großmeisters die Loge "Parfaite Union des Trangers" ins Leben getreten, der mehrere andere im Waadtland (damals bernisches Untertanenland) folgten, die dann zum "Directoire Helvétique National Romand" zusammentraten. Die Herren der Berner Regierung nahmen aber bald eine feindselige Haltung ein. 1744 veranlaßte Schultheiß Steiger den Amtmann in Lausanne, Ryhiner, zu einer Untersuchung. Der Bericht lautete günstig. Im folgenden Jahr wurden dennoch alle "geheimen Gesellschaften" verboten und die bekannt gewordenen Mitglieder, zumeist angesehene Patrizier, verhälten, ihro Mitgliedschaft vor einer eigens bestellten Kommission abzuschwören.
Ein paar Wochen später, am 8 Marz 1745, würde das Verbot der Freimaurerei auf Weisung des Großen Rates öflentlich angeschlagen und von den Kanzeln verkündet. Jede Verbindung mit dem Bund wurde bei 100 Talern Buße und Verlust aller Ehren und Amter belegt. Durch eine von den betroffenen Freimaurern 1746 in Frankfürt a. M. herausgebrachte Schrift "Le Franc-Maçon dans la République, ou Réflexions apologiques sur les persécutions des Francs-Maçons", deren Autorschaft dem dortigen Legationssekretär Ph. F. Steinheil (s.d.) zugeschrieben wird, wurde auch außerhalb der S. viel Staub aufgewirbelt zumal 1747 eine heftige Gegenschrift erschien. Da trotzdem die Freimaurerei auch in dieser Zeit nicht ganz einschlief, wurden die Feindseligkeiten von Zeit zu Zeit (so 1764) erneuert.
Der Rektifizierte Ritus.
Nicht von der Obrigkeit bedrängt, konnte sich dagegen die Königliche Kunst in Zürich mit seinem stärk zünftlerischen Einschlag entfälten wo schon 1740 die Wochenschrift "Discourse der Mahlern" der Dichter Bodmer und Breitinger die Freimaurerei sympathisch besprach und die Regimentsloge im Schweizer Regiment Schedorff in Maubeuge in den österreichischen Niederlanden die Loge "La Concorde" ins Leben gerufen hatte, die aber kein langes Leben fristete. 1762 eröffnete das Züricher Standesregiment in französischen Diensten zu Thionville unter dem Namen "Zur Schweizerischen Freiheit" eine Feldloge. In die Heimat zurückgekehrte Offiziere und andere auswärts aufgenommene Freimaurer, darunter in Zürich lebende Genfer, gründeten 1771 die Loge "La Discrétion" unter der Genfer Großloge.
Sie arbeitete in französischer Sprache unter Johannes Nägeli. Veranlaßt von Dr. med. Diethelm Lavater (s. d.), dem Bruder des berühmten Pfarrers, Schriftstellers und Physiognomikers Johann Caspar Lavater und Freund J. Ch. Schubarts (s. d.), der ihn als Eques ab aesculapio in den inneren Orden der Strikten Observanz eingeführt hatte, ging die Loge 1772 zu dieser über, arbeitete nun in deutscher Sprache und nannte sich "Modestica cum Libertate". Lavater übernahm den Hammer. Unter den in der Folge aufgenommenen Persönlichkeiten waren einige markante Erscheinungen, u. a. der Musiker Ph. Chr. Kayser aus Frankfürt a. M., Jugendfreund Goethes, der ausgezeichnete Landvogt Salomon Landold, der Stürmer und Dranger Friedrich Maximilian Klinger (s. d.). 1780 erlolgte der Übertritt der Loge zu dem 1778 auf dem Kongreß von Lyon entstand en en Rektifizierten Schottischen System.
Diethelm Lavater würde nach dem "Helvetischen Konvent" in Basel von 1779 Prior des der 5. Provinz von Burgund (Schottisches Direktorium) unterstehenden schweizerischen Priorats des neuen Systems der "Chevaliers Bienfaisants de la Citésainte", das die Stelle der bisher auch Basel umfassenden Präfektur Zürich der Strikten Observanz einnahm. Neben dem Schottischen Direktorium in Zürich bildete sich nach Einigung mit Lavater in Lausanne ein weiteres "Directoire Ecossais roman".

In Basel, das mit Zürich nun eng verbunden war, hatte freimaurerisches Leben mit einer im Dunkel gebliebenen Gründung 1744 eingesetzt. Treibende Pole wurden der Ratsherr Andreas Buxtorf (s.d.) und der Bürgermeister und spätere Landamman Peter Burckhardt die unter der Strikten Observanz 1768 mit Freibrief der Prafektur Rittersfelde (, Zu den drei Disteln") in Frankfürt a. M. die Loge "A Libertate" Gründeten. Burckhardt rief dann 1778 eine zweite Bauhütte, "Zur vollkommenen Freundschaft", ins Leben. Ein Jahr später aber waren die beiden Logen wieder vereint.
Noch eine sehr fruhe Logengründung sei hier erwähnt: schon am 6. Juni 1743 erteilte Friedrich der Grofie auf ein Gesuch des Neuenburgers Perret an die "Trois Globes" in Berlin die Bewilligung für eine Logen Gründung in dem damals preußischen Neuenburg (Neuchatel), "Aux trois Etoiles flamboyantes'' der aber kein langes Leben beschieden war.
1782 begaben sich Lavater und Kayser zu dem Wilhemsbader Konvent der Strikten Observanz, zumal der Rektifizierte Ritus deren General-Großmeister Herzog Ferdinand von Braunschweig ebenfalls als Oberhaupt anerkannt hatte. Das Archiv der "Modestia cum libertate" enthält einen an Kayser gerichteten Brief Goethes, der sich auf diese Tagung und ihre negativen Ergebnisse bezieht, die aber immerhin der Strikten Observanz (von Goethe in diesem Schreiben die "waiße und rote Maskerade" genannt) den Todesstoß versetzte.

Die politische und religiöse Gärung, die der Französischen Revolution vorausging, die durch diese dann heraufbeschworenen schweren inneren Erschütterungen machten dem schweizerischen Logenleben fast durchwegs ein Ende. Basel (1785), Zürich (1786), Lausanne (1793) stellten ihre Tätigkeit ein.
Das gleiche war in Aubonne, Bex, LeLocle, Montreux, Nyon, Vevey der Fall. Nur in dem französisch gewordenen Genf war die Tätigkeit nie ganz unterbrochen, und auch die 1791 von den Berliner Drei Weltkugeln" neu eröffnete Loge "Frédéric Guillaume la bonne harmonie" in Neuenburg versuchte bis 1798 ihr Lichtlein zu erhälten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erstärkte aber dann die Freimaurerei aufs neue, allerdings wegen der Napoleonischen Herrschaft anfangs teilweise in stärker Abhängigkeit vom Großorient von Frankreich. Die alten Logen nahmen ihre Tätigkeit wieder auf, in einer ganzen Reihe von Stadten traten neue verschiedenster Lehrarten hinzu. So 1803 die Loge "Zur Hoffnung" in Bern 1808 "Freundschaft und Beständigkeit" in Basel, 1811 "Wilhelm Tell" (später "Zur Brudertreue") in Aarau.
Nach der Franzosenzeit.
Auch die Oberbehörden traten um 1809/10 wieder in Aktion: das "Helvetische Schottische rektifizierte Direktorium~ss zunächst mit den Logen in Zürich und Basel, dessen Sitz dann zwischen den beiden Stadten abwechselte (infolge Verzichtserklärung Lavaters wurde Peter Burckhardt Prior) und auch das "Directoire Helvétique Romand" in Lausanne, der Hauptstadt der nun freien Waadt. Dazu kam ein 1811 in Lausanne ins Leben getretener "Grand Orient national Helvetique" mit 7 maurerischen Logen unter der Großmeisterschaft des ehemaligen polnischen Staatsmannes und Ministers Maurice Glaire (s. d.).
1822 entstand durch Zusammenschluß dieses Großorients mit der seit langem (namentlich auch in einem Zirkular von 1819) immer wieder auf Vereinigung der schweizerischen Logen drängenden Loge "Zur Hoffnun g" in Bern, die ursprünglich zum Großorient von Frankreich gehört hatte, 1819 aber mit Patent des englischen Großmeisters Herzog Friedrich von Sussex zur Basis einer Provinzial-Großloge unter Peter Ludwig v. Tavel (s. d.) als Provinzial-Großmeister geworden war, eine Große Landesloge. Deren Großmeister wurde v. Tavel. Langjährige Bemühungen—namentlich von Berner Seite — folgten, um diese "Große Nationalloge im englischen System in der Schweiz" mit dem rektifizierten System zu vereinigen, eine schweizerische Einheits-Großloge zu schaffen. Gründsätsliche Bereitschaft zum Zusammenschluß, oder doch zu einem Konkordat war allseits vorhanden.
Aber nämentlich die Züricher Loge wollte ihr System der rektifizierten Strikten Observanz beibehälten, zumal dieser zunächst noch u. a. die Logen in Neuenburg und Locke gewonnen worden waren. Bald aber trat die allgemeine Krise dieses Systems auch in der S. in Erscheinung. Schon 1825 berichtete Straßburg, daß dort noch die einzige Ordenstiftung des Systems bestehe und auch diese bloß noch dem Namen nach. Das System sei aüberhalb der S. faktisch aufgehoben. In der S. selbst drang der Wunsch nach Revision des Gesetzbuches, namentlich der Ausmerzung bestimmter Anklänge an die kirchliche Hierarchie, gegenüber dem Widerstande Genfs nicht durch. 1828 löste sich die Baseler Prafektur auf, so daß nur noch die Prafekturen Genf und Zürich unter dem älten schottischen Großmeister J. J. Escher übrigblieben. 1830 starb der Großmeister v. Tavel.
Die Berner Loge drang neuerdings auf die Vereinigung aller schweizerischen Bauhütten, gegründet auf gleiche Rechte und Pflichten, und ganzliche Freiheit der geistigen Logentätigkeit. Das Schottische Direktorium lehnte wieder ab, stellte es jedoch seinen Logen frei, sich zum System der Großen Landesloge zu bekennen. 1836 wurde beim 25jährigen Jubilaum der Wiedereröffnung der Züricher Loge seitens der Delegierten der Logen von Aarau, Basel, Bern und Winterthur das Bedürfnis nach Zusammenschluß neuerdings betönt. In einer anschließenden Konferenz wurden Gründzuge festgestellt, nach denen eine engere Gesamttätigkeit der schweizerischen Bauhüten erzielt werden konnte, ohne an die inneren Verhaltnisse der einzelnen Logen allzusehr zu rühren.
Alle zwei Jahre fanden nun Konferenzen statt. 1838 in Bern, 1840 auf Veranlassung des Baseler Med. Prof. E. P. Jung (s. d.) in Basel. Hier wurde nun eine Kommission zum Zwecke der Beratung über die Mittel und Formen eingesetzt, unter denen ein Logenbund zustandekommen könnte. 1842 wurde in Le Locke ein Vereinigungsvertrag angenommen und die Loge "Modestia" mit der Ausarbeitung allgemeiner Statuten der Großloge betraut. Das älte schottische Direktorium erklärte, sich der Gründung einer schweizerischen Großloge nicht langer zu widersetzen.
Die Großloge "Alpina".
Am Sommer-Johannisfest 1844 in Zürich wurde die schweizerische Großloge "Alpina" in der Form eines schweizerischen "Logenvereines" Wirklichkeit, wobei den Logen Ritualfreiheit gelassen wurde. Die Vertreter von 14 Logen wählten einmütig den vom Schönsten Geist werktätiger Liebe erfüllten Züricher Historiker Johann Jakob Hottinger (s. d.) zum Großmeister. Johann Caspar Bluntschli (s. d.), später einer der größen Rechtslehrer deutscher Zunge, und der Magistrat Jonas Furrer (s. d.), der erste Bundespräsident der schweizerischen Eidgenossenschaft von 1848, hielten bedeutungevolle Gründlegende Reden. Für die Schweizerische gemeinnützige Gesellschaft wurden anlaßlich der ersten unter der Leitung des Großmeisters am 24. Juni abgehältenen Arbeit 2000 Franken übergeben. (Die Genfer Loge "Union de Coeur", die auch heute noch das rektifizierte schottische System pflegt, hielt sich noch bis 1851 fern.)
Die neue Großloge sah sich gleich zu Beginn schweren Sturmen ausgesetzt. Es war eine Zeit höchster politischer Erregung und leidenschaftlicher Parteikämpfe. Jesuitenartikel, Klosteraufhebung, dann besonders die Freischarenzüge waren Vorboten des dann 1847 ausbrechenden Bürgerkrieges (Sonderbundskrieg). Der Großmeister Hottinger sah sich daher einer ungemein schwierigen Aufgabe gegenüber, die er aber schließlich zu meistern wußte. Die von ihm in Gemeinschaft mit Bluntschli verfasten "Gründsatze des Schweizerischen Logenvereines" (von der Großloge 1848 angenommen) stellten ein Schönes Dokument echten Maurertums dar. Auf Hottinger folgte als Großmeister Prof. E. G. Jung, Basel (s. d.). 1856 übernahm als erster Welschschweizer Staatsrat Dr. A. Meystre, Lausanne (s. d.), den ersten Hammer der Großloge.
Trotz mancher immer wieder auftretender Meinungsverschiedenheiten war eine von fortschrittlichem Geiste getragene Aufwartsentwicklung bald unverkennbar. Die Zahl der Logen und ihrer Mitglieder wuchs von Jahr zu Jahr. Unter den folgenden Großmeistern: Theologieprofessor Dr. E. Gelpke, Bern (s. d.), Bankdirektor J. J. Ruegg, Zofingen, und Professor Aimé Humbert, Neuenburg (s. d.), wurde ein Reformwerk zur intensiveren Arbeitszusammenfassung der Logen eingeführt, das dann 1879 unter Großmeister Karl v. Tscharner, Bern, in Gestalt einer endgultigen neuen Verfassung beendet werden könnte. Ein 1870 ausgebrochener vortübergehender konflikt mit dem als hochgradbehörde nach wie vor bestehenden Lausanner "Directoire Helvétique romand", das dann zum Obersten Rat des A. u. A. Ritus wurde, führte zur Gründung von sechs von der "Alpina" unabhängigen Logen, die dann aber 1877 nach der Beendigung des Streites don Weg zur Großloge fanden.
Es folgten als Großmeister: John Cuémond, Polizeidirektor in Genf, Arch, E. K. Jung, Winterthur, der Nobel-Friedenspreisträger Elie Ducommun (s. d.), C. F. Hausmann, St. Gallen, der in einem offenen Brief an den Bischof Egger diesen über die Absicht der Freimaurerei aufzuklären suchte, der Neuenburger Staatsrat Ed. Quartier - latente (s. d.), der Gründer der freimaurerischen Weltgeschaftsstelle und spätere erste Kanzler der A. M. I., der Züricher Sozialhygieniker und Pazifist Nationalrat Dr. H. Haberlin, Dr. Oottli, Lausanne, Dr. Schwenter, Bern, der Genfer Professor J. Reverchon (s. d.), Dr. Fritz Brandenberg, Winterthur (s. d.), und schließlich seit 1930 der Advokat Auguste Jeanneret in La Chaux-de-Fonds.
Unter allen diesen Großmeistern—deutsch- und welschschweizerische Leitung lösen einander in fünfjährigem Turnus ab —wurde bei kraftigster Pflege des vaterlandischen Gedänkens und ausgedehnter patriotischer Betätigung in steigendem Maße die internatonale Mission der Freimaurerei und die Notwendigkeit der Friedensarbeit betönt. Bedeutende Männer fanden sich in den Logen zusammen, Als die "Arbeit am rauhen Stein" mit aufs höchste gesteigerter Tätigkeit für die Gemeinschaft verbanden, die als Erzieher des Volkes und der Jugend zahlreiche bedeutende vorbildliche philanthropische Werke schufen, aber den Blick nicht an den Landesgrenzen haltmachen ließen, sondern als Träger des in den Logen empfängenen idealen Leben sinhältes die Mission auf sich nahmen, Männer des Weltgewissens zu werden. Um neben den genannten noch einen Namen zu nennen: Henry Dunant (s. d.), der Nobel-Friedenspreisträger, dessen Herzen auf dem Schlachtfeld von Solferino der Gedänke des Roten Kreuzes entsprang, war Freimaurer.

Stets war die Großloge "Alpina" bemüht, vor allem auch die Einigung der Freimaurer untereinander zu fördern, die bestehenden Gegensatze auszugleichen. Die Einberufung des Internationalen Freimaurer-Kongresses 1902 zwecks Gründung eines internationalen Buros für freimaurerische Beziehungen, das dann als Weltgeschaftsstelle (s. d.) in Neuenburg ins Leben trat, die Veranstaltung des Genfer Konvents von 1921, der der Association Maçonnique Internationale (A. M. I.) das Leben gab waren Marksteine auf diesem Weg, der auch durch die A. M. I.-Konvente 1923 und 1925, durch die Kongresse der Allgemeinen Freimaurerliga (s.d.) 1925 (an deren Sitz Basel) und 1930 (Genf) und durch die Tatsache bezeichnet ist, so daß es allgemein als selbstverständlich bezeichnet wurde, Genf zum Sitz des Großkanzleramtes der A. M. I. zu bestimmen.
1931 zählte die Großloge "Alpina" in 40 Logen rund 5000 Brr. Adresse: Zentralsekretariat Bern, Hogenschtitzenstraße 8.
Der A. u. A. Schottische Ritus ist durch den Obersten Rat der S. in Lausanne, das Rektifizierte Schottische System (s. d.) durch das einzige noch bestehende Großpriorat in Genf vertreten.
Schweizerbanner,
antifreimaurerisches Blatt herausgegeben von der "Schweizer Heimat wehr", Zürich, bekämpft die Freimaurerei im Geiste Ludendorffs.
Schweizerischer Volksbund für Freiheit und Recht,
eine von dem Zigarrenhändler Keller Zoll er in Zürich, dem Verleger der Schrift "Ein Weltbetrug in Zeichen, Wort und Schrift" 1925 gegründete antifreimaurerische und anti-semitische Vereinigung. Der Volksbund verlangte damals vom Schweizerischen Bundesrat das Verbot der Internationalen Freimaurer Manifestation in Basel, hatte mit diesem Verlangen aber keinen Erfolg. Eine Zeitüng gab er zweimal wöchentlich ein Pamphlet "Telegramm" heraus
Schwert,
wird in einzelnen freimaurerischen Systemen bei den Arbeiten neben Maurerschurz und Maurerkelle getragen. Es spielt dort im Ritual eine Große Rolle und gemahnt an die Verbindung von Maurertum und Rittertum, die im 18. Jahrhundert so stärk im Schwange war und deren Tradition auch noch heute manchenorts aufrechterhälten wird. In der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland wird in den Johannislogen im allgemeinen ein Degen und erst in den höheren Abteilungen ein S. getragen. In den Arbeiten erinnert es an den Wiederaufbau Jerusalems und symbolisiert Ritterlichkeit und den geistigen Kämpf zur Veredlung des eigenen Ichs, für Wahrheit und Recht, Unschuldige und Wehrlose. den Br. und den Bund (s.auch Logenschwerter, Degen).
Schwerter-Erholungsheim,
e. V., Dresden, gemeinnütziger Freimaurerverein, der das Freimaurer-Erholungs- und Kurheim Jagdschloß Rehefeld im Sachsischen Erzgebirge sowie Heime in Eckernförde (Schleswig-Holstein), Bad Elster i. V., Norderney, Mietenkam (Chiemgau), Munchen, Teplitz (Tschechoslowakei) betreibt.
Der Verein, der auch die Rehefeld-Freistellenstiftung fürbedurftige Schwestern und Brr. leitet, zählt zweitausend persönliche und über hundertzwanzig deutsche Logen aller Systeme als korporative Mitglieder. Adresse: Ostra-Allee l5a, Dresden.
Schwestern
heißen die Gattinnen, unverheirateten Töchter und Witwen der Freimaurer. Sie nehmen bezüglich der Zulassung zu den normalen Arbeiten keine andere Stellung ein als die Frauen (s. d.) überhaupt, dagegen werden sie von vielen Logen zu besonderen Anlassen (s. Schwesternlogen) gerne herangezogen. Bei der Aufnahme eines Suchenden wird stets auch der S. gedacht (durch Über reichung von Handschuhen) , sehr häufig ist bei den Brudermahlen ein "Schwesterntoast" obligatorisch. Manchenorts wäre die Wohlfahrtspflege von Logen ohne Heranziehung der S. kaum denkbar. In Amerika wurden für die S. im Zusammenhang mit der Freimaurerei verschiedene Orden (Eastern Star, Amaranth usw.) gegründet.
Der Ausdruck S. kommt bereits in den altrömischen Collegien (s. d.) vor. Zumeist waren es Frauen aus der kaiserlichen Familie, die als matres, matronas, filiae. sororescollegii bezeichnet werden. Die bruderschaftlichen Verbände der Werkleute in England schließen ebenfalls die "Schwestern" ein. In Hamburg luden schon 1746 die Freimaurer die S. zu Bällen und Opernaufführungen ein. Bei der Einweihung des Londoner Großlogenhauses (Freemasons' Hall) 1776 waren 160 Damen anwesend, die jedoch Zu Beginn der ritualistischen Arbeiten aus dem Raum geleitet wurden. Die S. werden schon im "Lehrlingssang" vor 1723 erwähnt: "no mortal can more the ladies adore, than a free and accepted mason".
Schwesternlogen,
Logenfeierlichkeiten unter Zuziehung von Schwestern. Nicht in allen Systemen, in der angelsachsischen Freimaurerei überhaupt nicht, üblich. Diese Logenarbeiten finden nach einem eigenen Ritual im Tempel statt, wobei das eigentliche freimaurerische Gebrauchtum in veranderter Form zur Darstellung kommt. Die Große National-Mutterloge "Zu den drei Weltkügeln" hat 1889 entschieden, daß S. nur zulassig eind, wenn weder das eigentliche freimaurerieche Ritual noch die maurerische Bekleidung in Anwendung kommen, und wenn die Loge ihres beweglichen Schmuckes, mit Ausnahme des Altars, entkleidet wird. Auch in anderen Systemen finden die S. ohne maurerische Bekleidung statt. Mitunter wird das Johannisfest als S. begangen. In der angelsächsischen Maurerei finden diese Zusammenkünfte als "Ladies Nights" aüserhalb des Tempels statt, mitunter aber auch, in Amerika, als Empfang im Tempel, wobei der Meister vom Stuhl und die beiden Aufseher als amtierende Beamte den maurerischen Schmuck anlegen.
Schwetscke, Karl Gustav,
Buchhändler und Buchdrucker in Halle a. d. S., * 1804, t 1881, Mitglied der Hallenser Loge "Zu den drei Degen", verdient durch Untersuchungen über die Kölner Urkunde" (s. d.), deren Unechtheit er 1843 bündig behauptete, Untersuchungen über die Edwinsage u. a.
Scientifischer Bund,
1802 auf Initiative von Feßler (s. d.) ins Leben getretener Engbund zum Zwecke freimaurerischer Geschichtsforschung. Die Vereinigung hatte nur kurze Lebensdauer.
Sciots, Ancient Egyptian Order of,
amerikanische gesellige Vereinigung, deren Mitgliedschaft auf Freimaurer beschränkt ist. Die Mitglieder dieser Vereinigung versammeln sich ähnlich den Rotarianern zu wöchentlich stattfindenden Mahlzeiten mit nachfolgender Diskussion. Die Gründung erfolgte l905 in San Franzisco. Die Organisation nannte sich zunächst "The Booster" (eine treffliche Schilderung ihrer Gebrauche findet sich in "Babbitt von Sinclair Lewis) und stellte an die Spitze einen Kadih al Malek. 1910 wurde der Name in S. abgeandert. Der Zentralvorstand heist "Höchste Pyramide", der Präsident "Höchster Pharao". In jeder Stadt gibt es eine "Pyramide".
Scot's oder Scotch Logen.
Im Logenverzeichnis des Dr. Rawlinson aus dem Jahre 1733 findet sich folgende Eintragung: 115. Devil Tavern, Temple Bar a Scotch Mason's Lodge.
116. Bear and Barrow in the Butcher Row a Master Mason's Lodge Was unter dieser Schottischen Loge zu verstehen ist, bleibt auch nach den Untersuchungen von Lane (A. Q. C. I., 167—173) und Gould (A. Q. C. XVI., 44) ziemlich rätselhaft. Das hier die Schottenlegende, die aus Frankreich kam, gerne einhakt, um daraus den Zusammenhang der französischen Schottenmaurerei mit der englischen Freimaurerei ableiten zu können, liegt auf der hand. So einfach ist jedoch die Erklärung nicht. Aus dem Zusammenhänge ist zu ersehen, das es sich um sogenannte Meisterlogen handelte, d. h. Logen, die den damals noch nicht allgemein bekannten Meistergrad bearbeiteten und zu seiner Verbreitung beitrugen. Eine dieser Meisterlogen hieß "Scotch Lodge". Gould machte darauf aufmerksam, das man sich über diese Bezeichnung um so weniger wundern dürfe, als die englische Freimaurerei der Anfangszeit in ritualistischer Beziehung in stärker Abhängigkeit von der Schottischen Freimaurerei stand.

Tatsache bleibt daher, daß z. B. in den Protokollen der Loge von Bath Nr. 101 von der Erhebung von Scots Masters 1746 die Rede ist, daß im gleichen Jahre in der Loge von Swalwell beschlossen wurde, das kein Br. unter der Taxe von 2 Shilling 6 Pence die Würde des Highrodiam (Harodim) erhälten dürfe, ferner, daß im Jahre 1750 in London fünf Kapitel des Royal Order of Scotland bestanden, die sich unter einem Großmeister als Großloge bezeichneten. Nach den Untersuchungen von Lyon steht allerdings fest, das dieser Orden vor 1754 in Schottland selbst vollkommen unbekannt war, also von London aus sich Schottland eroberte. In der obengenannten Swalwell-Loge wird zwischen English Masters und Scots Masters unterschieden, wobei der englische Meister zu bestimmten Taxen in den Schottenmeistergrad befördert werden konnte. Zur gleichen Zeit (1744) tauchte aber bereits ein neuer Grad auf Dassigny spricht von einem Master of the Royal Arch und nennt diesen Grad eine Vereinigung von Männern, die den Meisterstuhl inn egehabt haben, also das, was man heute in England Installed Masters oder den Royal Arch nennt.

Vielleicht hat Chevalier Ramsay doch einige Kenntnisse von eigentümlichen Einrichtungen älter englischer Logen gehabt, die er allerdings etwas phantasiereich ausgestaltet hat. So hielt ein Br. Laycock in der bereits oben erwähnten Loge von Swalwell eine Rede, in welcher er 1735, also zwei Jahre vor Ramsay, die Jüden erwähnt, die Schwert und Kelle handhabten. (Ramsay 1736: ,Als die Jüden den zweiten Tempel errichteten hielten sie in der einen Hand Kelle und Mörtel, in der anderen das Schwert.") Dieselbe Loge kennt auch den Namen Harodim als Gradstufe, die eigens bezahlt werden mußte.
Hier hat Yarker (A. Q. C. XV., 187) einen Deutungsversuch unternommen, der sehr vieles für sich hat. Er glaubt, daß Harodim die "Elder", Ältesten, bezeichnet die nach ältem verbrieftem Bauhüttenbrauch zur Schlichtung von Streitfällen bestimmt waren. Solche Quarter Masters, oder synonym Elders, Men of ancient Memory kennen auch die älten Satzungen der Kilwinning Lodge. In Frankreich hießen sie Prudhommes, in Deutschland Altmeister. Die Tradition der Durhamer Loge nennt die Harodim auch die spekulativen Brr., während die operativen als Domatic bezeichnet werden.

Was unter den Scots Masons und den Harodim zu verstehen ist, bleibt unter den jetzigen umständen ziemlich unklar. Über Deutungen kommt die heutige Geschichtsforschung nicht hinaus. Die Kernfrage bleibt: hat Ramsay diese Einrichtungen gekannt und sind sie von ihm nach Frankreich übertragen worden, wo sie zur Entwicklung der Schottischen Rittergrade beitrugen? Oder: handelt es sich—wie die meisten englischen Autoren annehmen —um etwas Eigentümliches einzelner älter Logen, das mit der ganzen Hochgradfrage französischer Faktur nichts zu tun hat? Gould hat auch nachweisen können, daß auch in anderen Gewerken die Tendenz bestand, sich ritterliche Namen beizulegen.
So die Pariser Juweliere, die ihre Vorsteher Esquires nannten, während der Chef-Provot den Titel Chevalier führte. Allerdings wird man zugeben müssen, daß die geistigen Voraussetzungen bei diesen älten Gewerkbezeichnungen und denen der Hochgradsysteme vollkommen verschieden sind.
Scott.
1. Walter L., englischer Dichter und Historiker, * 1771 in Edinburgh, t 1832, berühmt namentlich durch seine geschichtlichen Romane (u. a "Ivanhoe"), war wie sein Vater (Stuhlmeister) Mitglied der "St. David Lodge Nr. 36" in Edinburgh, wurde aufgenommen am 2. Marz 1801 und am gleichen Abend befördert und erhoben. Aus Mitteilungen des Sekretärs der Loge, John Douglas (1841), geht hervor, daß S. zur geistigen Bereicherung der Loge beitrug. 1816 legte er in Vertretung des ProvinzialGroßmeisters den Gründstein zum Logenhaus in Selkirk.

2. Robert Falcon, Kapitän, englischer Südpolforscher, * 1868, t 1912, Führer der britischen Südpolexpeditionen 1902—1904 und 1910—1912, Entdecker des King-Edward-Landes, war seit 1901 Mitglied der Londoner Drury Lane Lodge Nr. 2127 und anderer Logen, 1912 erreichte S. mit vier Expeditionsteilnehmern den Südpol, kam aber mit seinen Gefährten auf dem Rückwege ums Leben. Das bei seiner Leiche aufgefundene Tagebuch ist ein erschüterndes Dokument stillen Heldentums.
Scottisch Rite Cathedral
des Schottischen Ritus, in den Vereinigten Staaten Bezeichnung des Tempels (Hauses) der Körperschaften des A. u. A. Schottischen Ritus.
Scribe
Mackey
(engL), vom lat. scriba, der Schreiber, im Kapitel des Royal Arch der dritte Beamte, der Schriftführer, der in der Ritualhandlung zaggai (s. d.) vorstellt.
Scroll
(engl.), die Rolle, so die Thorarollen der Jüden. In den älten englischen Bauhütten waren die Zünftsatzungen auf Pergament in Rollenform geschrieben, ebenso die Mitglieder listen, daher auch S. zur Bezeichnung der bei jeder Versammlung aufliegenden und bei jeder Aufnahme verlesenen Zünftrollen.
Scudder, Townsend,
Richter am Obersten Gerichtshof des Staates New York, * 1865, demokratischer Politiker, zweimal Kongreß mitglied, aufgenommen 1889 in der Glen Cove Lodge Nr. 580, Großmeister der Großloge von New York 1905—1907, im Weltkrieg Organisator und Führer der "Überseemission" der amerikanischen Freimaurer (Wohlfahrtswerk für die amerikanischen Soldaten in Frankreich Usw.), begeisterter erfechter der freimaurerischen Universalität, nahm 1921 an der Gründung der A. M. I. (s. d.) führenden Anteil.
Sebastiani, Horace François Bastien,
Vicomte de, Marschall von Frankreich, * 1772, t 1851, nahm 1798 am Staatsstreich teil, zeichnete sich bei Marengo, Austerlitz, in Spanien und Rußland aus, Gesandter in Konstantinopel, Deputierter von Korsika, nach der Restaurierung der Bourbonen Verteidiger der konstitutionellen Freiheitsreehte, Außenminister unter Louis Philippe, begraben im Dome des Invalides, war Großsiegelbewahrer des Großorients von Frankreich.