SAAL DER VERLORENEN SCHRITTE
SABBITHENGRAD,
SAC DES PROPOSITIONS
SACHER-MASOCH, LEOPOLD,
SACHS, KARL ERNST AUGUST,
SACHSEN,
SACHSEN-ALTENBURG,
SACHSEN-COBURG UND GOTHA.
SACHSEN, FÜRSTEN.
SACHSEN-GOTHA UND ALTENBURG
SACHSEN-MEININGEN,
SACHSEN-WEIMAR.
SACKREUTER, KARL ALBERT JOSEPH,
SACKVILLE, CHARLES,
SACKVILLE-DENKMÜNZE.
SADLER, HARRY,
SAFFI, AURELIO,
SAGASTA, PRAXEDES MATEO,
SAGESSE, FORCE, BEAUTÉ
SAINT ALDWYN,
SAINT-FLORENTIN, LOUIS DE,
SAINT-GERMAIN,
SAINT JOHN'S CARD,
SAINT-MARTIN,
SAINT-NICAISE UND ANTI-SAINT-NICAISE.
SALAR EB DAULEH,
SALFI, FRANCESCO,
SALIS-SEEWIS, JOHANN GAUDENZ,

Saal der verlorenen Schritte
(frz. Salle des Pas Perdus). Diese freimaurerische Bezeichnung stammt aus dem profanen Sprachgebrauche: Vorraum vor dem Audienz- oder Sitzungssaal, so z. B. im Genfer Rathaus, in der französischen Deputiertenkammer und dem Pariser Justizpalast. Mackeys Enzyklopädie sagt: die freimaurerische Bezeichnung rührt daher, daß jeder Schritt, der vor dem Eintritt in die Bruderschaft oder nicht in übereinstimmung mit ihren Satzungen getan wird, symbolisch als verloren anzusehen ist. In französischen Logen wird das Parvis, der Vorraum des Tempels, als S.d.v.S. bezeichnet.
In Ungarn hat dann die Freimaurerei die Bezeichnung in diesem Sinn übernommen. Von dort aus ist sie auch in Wien heimisch geworden. In Deutschland unbekannt.
Sabbithengrad,
von dem Stuttgarter Stuhlmeister und Theosophen Joh. Baptist Krebs (s. d.) (Pseudonym Kerning) geschaffene, in freimaurerische Ritualform gekleidete Lehre ("Unterricht zur Sabbathfeier"), die auf der Philosophie des Aristoteles fußte. Gott selbst ist nach dieser Lehre willenlos, der schöpferische Mensch kann neue Ideen formen und sich so der Gottheit nahern. Eigenartig ist die Setzung von Ton = Kraft. Angelpunkt ist hierbei die Logoslehre des Evangeliums Johannis.
Gott=Wort, bei Krebs das Wort weiter=Ton. Der S. will eine Einführung in die Philosophie geben. Sätze und Wörter (Begriffe) werden in Töne übergeführt und als solche empfunden. Die Töne sind Teile der Urkraft, diese ist die gesuchte Einheit (Gott). Das Buchstabieren ist das erzieherische Mittel. Das Ritual wurde 1922 von Konrad Stetter aus dem Manuskript in der "Latomia" (Nr. 9/10 S. 98, mit Fußnoten von A. W e n g) veröffentlicht.
Sac des Propositions
(frz.), in französischen Logen während der Arbeiten herumgehender Beutel, in welchen von den Brr. Vorschläge usw. niedergelegt werden können.
Sacher-Masoch, Leopold,
Ritter v. österreichischer Schriftsteller, Romancier und Novellist, • 1835, t 1895, schildert in dem historischen Lustspiel "Der Mannohne Vorurteile", in dessen Mittelpunkt der aufgeklärte Öterreichische Freimaurer Sonnenfels (s. d.) steht, der eine Zeitschrift dieses Namens herausgab, das Ringen der Wiener Freimaurer der theresianischen Zeit um geistige Freiheit und ihren erfolgreichen Kampf gegen die sie bedrängenden Jesuiten.
Sachs, Karl Ernst August,
Prof. Dr. phil. deutscher Sprachforscher und Lexikograph,; 1829, t 1909, Schöpfer des Großen Enzyklopädischen Wörterbuchs der französischen Sprache" (Sachs-Villatte), wurde 1854 in der Loge "Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit" in Berlin aufgenommen, schloß sich später der Loge "Friedrich zur Tugend" in Brandenburg an, deren Stuhlmeister er von 1877—1887 war, und trat schließlich zur Potsdamer Loge "Teutonia zur Weisheit" über.

SACHSEN
SACHSEN-ALTENBURG,
SACHSEN-COBURG UND GOTHA.
SACHSEN, FÜRSTEN.
SACHSEN-GOTHA UND ALTENBURG
SACHSEN-MEININGEN,
SACHSEN-WEIMAR.
Sachsen,
deutscher Freistaat, früher Königreich. Der Begründer der Freimaurerei in S. ist der Generalfeldmarschall Graf von Rutowski (in der Freimaurerei Chevalier de l'Aigle), ein natürlicher Sohn Augusts des Starken. Er begründete 1738 in Dresden (s. d.) die in französischer Sprache arbeitende erste sachsische Loge ,Aux trois Aigles blancs" (vom polnischen weißen Adler ! ), deren Hammer er führte. Zu den Mitbegründern gehörte auch der Generalmajor Baron von Albedyll, durch dessen Vermittlung Friedrich der Große den Weg zur Freimaurerei fand. Die Loge hatte bereits im ersten Jahre ihres Bestehens etwa hundert Mitglieder, die meist dem Hofadel angehörten, so daß bald nachher eine zweite Bauhutte, "Aux trois glaives d'or", ins Leben gerufen wurde.
Die im gleichen Jahr veröffentlichte Bulle Clemens III. hatte auf die Entwicklung der Freimaurerei wenig Einfluß. Am 2. Juli 1741 wurde auf Anregung des Barons von Vitzthum mit englischem Patent die erste sachsische Provinzial-Großloge (von Obersachsen) begründet, deren Großmeister Rutowski wurde. Der Stiftungsbrief für diese Provinzial-Großloge (sie hieß, wie die erste Loge, "Aux trois Aigles blancs") war schon früher dem Erbmarschall von Thüringen, Heinrich Wilhelm von Marschall, erteilt worden. Dieser machte aber keinen Gebrauch davon. Dritte Gründungsloge war die kurz zuvor entstandene Dresdener Loge "Aux trois Cygnes" In der nachsten Zeit vermehrte sich die Zahl der sachsischen Logen rasch. 1741 bildete sich in Leipzig die Bauhütte "Aux trois Compas". Sie schloß sich der Provinzial-Großloge an. Später kamen zum obersächsischen Sprengel die Altenburger Loge "Aux trois planches à tracer" und die Logen in Sachsenfald und Nossen ("Aux trois Equerres") hinzu. 1746 wurde in Leipzig als deutschsprechende Loge die "Minerva" gestiftet, die sich später mit den drei Kompassen vereinigte.

Von besonderer Bedeutung wurde S. für die Entwicklung der Strikten Observanz, deren Wiege auf sächsischem Boden stand. Sächsische Freimaurer nahmen in diesem System prominenteste Führerstellen ein, auf dem Konvent von Kohlo wurde Dresden als Sitz des dort gegründeten Ordensdirektoriums bestimmt. Als dann aber die Reaktion auf diese Zeit der Verirrung erfolgte, wurde der Gedanke der Rückkehr zur reinen unverfälschten Freimaurerei in S. mit besonderem Nachdruck verfochten. In Dresden entstand 1761 oder 1762 die Loge "Aux Trois Grenades" oder "Aux Trois Pommes de Grenade" (Drei Weltkugeln).
Sie nahm 1764 das System der Strikten Observanz an, vereinigte sich 1766 mit der Loge "Aux trois glaives d'or", scheint aber bis 1787 noch selbständig weiterbestanden zu haben. Von 1764—1767 war in Dresden eine französische Loge "Edouard" in Arbeit, die sich 1766 mit einer Loge der Strikten Observanz "St. Jean des Voyageurs" vereinigte. Ebenso wurde 1765 in Dresden über Wunsch des Heermeisters v. Hund eine Loge für fremdsprachige Brr. errichtet, "L'Etrangère", deren Meister vom Stuhl Graf H. v. Brühl war.
Über die Logengründungen in Leipzig s.d.

Schwierigkeiten erwuchsen der Freimaurerei naturgemäß während des Siebenjährigen Krieges. Die meisten Logen mußten in dieser Zeit die Arbeit einstellen, die Provinzial-Großloge ging in den Kriegsstürmen unter. Angesichts der schweren Hungersnot, die in den folgenden Jahren über das Erzgebirge hereinbrach, riefen sachsische Freimaurer 1772 eine "Deputation der Freimaurer in Chursachsen für das Armut" ins Leben, die in einem Jahre den für die damalige Zeit namhaften Betrag von achtzehntausend Talern für die notleidende Bevölkerung aufbrachte.
Ebenfalls im Jahre 1772 begründeten die Dresdener Freimaurer über Anregung des Pfarrers Raschig ein "Waiseninstitut für die notleidende Bevölkerung der Dresdener Friedrichstadt", aus der sich das heute noch bestehende Freimaurerinstitut, eine musterhaft geleitete Knabenerziehungsanstalt mit Gymnasialunterricht, entwickelt hat. Feßler, dessen maurerische Arbeiten der Freimaurer Gerlach in Freiberg druckte, kam durch wiederholte Aufenthalte in dieser alten Bergstadt in innige Beziehung zur 1798 von der Berliner Großen Landesloge gestifteten Loge "Zu den drei Bergen". Er veranlaßte sie, sich der Großloge Royal York anzuschließen. Von Freiberg ging die Idee eines "Ephorats des Großen Freimaurervereins" aus, das 1801 den "Entwurf eines Planes zu einem Freimaurerverein sämtlicher Logen in Kursachsen" versandte. Als Feßler in Berlin austrat und sich bei der Freiberger Loge affiliieren ließ, kam es zu einem Konflikte zwischen dieser und der Großloge "Royal York". Schließlich wurde die Loge 1805 ausgeschlossen. Sie erkärte sich für "vorderhand unabhängig und indeperdent".

1805 regte die L. "Zu den drei Flammen" in Plauen bei der Dresdener Schwerterloge an , ..die zahlreichen vaterländischen Logen und Bbr. vom ebenso entbehrlichen wie lästigen Einfluß auswärtiger Großlogen zu befreien und sie alle durch einen Bund zu vereinigen". Dieser Plan eines Großen Freymaurer-Logen Vereins wurde wiederholt erörtert, aber nicht verwirklicht.
Erst 1811 wurde an die Gründung einer Großloge geschritten, die ihren Sitz in Dresden erhielt. Zum Ersten Großmeister der Großen Landesloge von Sachsen wurde der freimaurerische Reformator Oberhofmarschall Freiherr von Racknitz gewählt, der sich als Stuhlmeister der Dresdener Loge "Zu den drei Schwertern" Große Verdienste um den Kampf gegen die abwegigen Systeme erworben hatte.
(Bis zu welchem Grad die Dinge eine Zeitlang gediehen waren, erhellt aus dem traurigen Wirken des Schwindlers Schrepfer (s d.) in Leipzig und Dresden.) 1815 folgte als Großmeister Generalleutnant Heinrich W. von Zeschau. Die Entwicklung der jungen Großloge wurde eine Zeitlang durch separatistische Absichten der Leipziger Logen gestört (über die dortige Entwicklung's. Leipzig), die den Plan einer eigenen Obedienz erwogen. 1837 kam eine vorher oft erörterte Frage zur Lösung. Ein zwei Jahre vorher von der Loge "Apollo" gagtellter Antrag, judische Freimaurer zum Besuch zuzulassen wurde angenommen, allerdings mit Vorbehalt jener Logen, die nach ihrer Lehrart auf Christen sich beschränkten.

Eine führende Persönlichkeit erstand der Großloge in der Person des Dresdener Theaterdirektors Karl Gottfried Theodor Winkler, der 1841 sein Amt antrat. In die Zeit seines Wirkens fallen die schweren Angriffe des fanatischen Denunzianten Eckert (s. d.) gegen den Freimaurerbund und in deren Gefolge Debatten über die Freimaurerei in den beiden sachsischen Volksvertretungen.
Eckert Advokat in Dresden und Herausgeber der Freimütigen Sachsenzeitung", der in zahllosen Artikeln und Schriften das Märchen von der revolutionaren Tätigkeit der Freimaurerei auftischte, verlangte 1852 in Eingaben, man möge den Freimaurerorden aufheben "als nach Organismus und nach Wirksamkeit unverträglich mit dem Staatswohl". Nach Aufforderung der Kgl. Kreisdirektionen Dresden und Leipzig rechtfertigten sich die Logen in einer Schrift. Eine demokratische Rede aber, die der Freimaurer Archidiakonus Dr. Fischer 1849 gehalten und die das Mißfallen der Reaktion erregt hatte, verschärfte die Lage. Dennoch wiesen die beiden Kammern 1852 die Eingaben ab, formal wegen beleidigender Ausdrücke, sachlich, weil die Regierung zusagte, daß sie "nach Rechten und Umständen gemäße Entschließungen" fassen, vorher aber in Preußen, Hannover und Bayern sich erkundigen wolle.
Die Debatten veranlaßten den Kriegsminister v. Rabenhorst, am 14. April 1852 Of fizieren und Mannschaften der sachsischen Armee den Logenbeitritt zu verbieten.—Eckert hatte in einem Memorial an den König auch behauptet, daß in den Minigterien nur Revolutionäre angestellt würden. Eine Untersuchung gegen ihn wurde im Gnadenweg eingestellt, worauf er S. verlieB. Die sachsischen Logen blieben weiterhin unbehelligt. Nur das Verbot des Kriegsministers blieb bestehen. Erst 1908 verfugte König Friedrich August die Aufhebung der Verordnung. Die argwöhnische Haltung der Regierung in der Ära der Eckertschen Denunziationen kam auch zum Ausdruck bei Ernennung des Stuhlmeisters der Loge "Zum goldenen Apfel", Schwarze, zum Oberstaatsanwalt, der gezwungen wurde, die Loge zu decken (1856).

Ein ganz besonders wichtiger Impuls ging von dem 1864 zum Großmeister gewählten Medizinalrat Warnatz (s. d.) aus. Auf seine Anregung hin fand 1868 in Berlin ein Deutscher Großmeistertag statt, dem 1869 ein weiterer in Dresden folgte. Nachdem der Großmeistertag in Hamburg die allgemeinen Gründsätze beraten hatte (1870), folgte 1872 die Gründung des Deutschen Großlogenbundes in Berlin. Warnatz erlebte diesen Erfolg seiner unermüdlichen Tätigkeit nicht. Er starb am Vorabend der Berliner Tagung. Während der 51 Jahre des Bestehens des Deutschen Großlogenbundes als Bindeglied aller deutschen Großlogen stand die Großloge von Sachsen im Verein mit den anderen humanitären deutschen Großlogen in schöner Gesinnungsgemeinschaft. 1924 folgte sie den altpreußischen Logen, indem sie aus dem deutschen Großlogenbunde austrat. Die Freie Vereinigung der fünf unabhängigen Logen, die in den allerletzten Jahren des Bestehens des Deutschen Großlogenbundes in diesem ebenfalls ihre Vertretung hatte, gründeten 1924 eine eigene Großloge unter dem Namen "Deutsche Bruderkette" (mit Sitz in Leipzig). Somit sind heute in Sachsen zwei Großlogen beheimatet:

1. Die Große Landesloge von Sachsen, mit dem Sitze in Dresden, Ostraallee 15. Sie umfaßt 45 Logen mit (1930) 7200 Mitgliedern.
2. Die Große Deutsche Bruderkette mit dem Sitze in Leipzig. Diese hat 1930 10 Logen mit 1910 Mitgliedern. Jede der beiden Großlogen gibt ein Mitteilungsblatt heraus: "Mitteilungen der Großen Landesloge von Sachsen" und "Mitteilungen aus der Großloge Deutsche Bruderkette".

In Dresden und Leipzig und anderen sachsischen Orten arbeiten, wie in ganz Deutschland, auch Logen der anderen deutschen Systeme.
Beachtenswert sind die Wohlfahrtseinrichtungen der Dresdener Logen. So das Freimaurerinstitut (s. d.) und die vom Schwerterverein" unterh altenen Freimaurererholungsheime in Rehefeld, Teplitz und Eckernförde.
Der Verein deutscher Freimaurer (s. d.) hat seinen Sitz in Leipzig.


An allen geistigen Erscheinungsformen der Freimaurerei haben die sachsischan Freimaurer regsten Anteil gehabt. Sie haben der deutschen Freimaurerei eine Reihe der hervorragendsten Vertreter gestellt. Erinnert sei hier neben Krause und Mossdorf an Rudolf Seydel und Findel, Robert Fischer und Oswald Marbach (s. diese alle), der lange Jahre seines Lebens im engsten Zusammenhäng mit der sachsischen Freimaurerei wirkte. Von lebenden freimaurerischen Schriftstellern seien genannt Bischoff und Schwabe, die beide in Leipzig leben, Wagler, Kretschmer in Gera usw. Eine der wertvollsten Freimaurerbibliotheken befindet sich im Besitze der Leipziger Loge "Minerva". Die sächsische Freimaurerei hat auch das Verdienst, durch lange Jahre Suchenden aus den österreichischen Erblanden, besonders aus Böhmen, die Aufnahme in den Bund ermöglicht zu haben. Sie hat u- a. der böhmischen Freimaurerei in Jahn (s-d) und Girschick (s d.) die Führer gestellt. Die geistige Regsamkeit des Sachsen hat der deutschen Freimaurerei Werte gegeben, die ihren numerischen Anteil an der deutschen Freimaurerei weit übertrifft.
Sachsen-Altenburg,
s. Fürsten, Deutsche.
Sachsen-Coburg und Gotha.
1 Leopold I., König der Belgier, s. Belgien.
2 Ernst II, Herzog, Neffe des Vorigen, ' 1818, t 1893, Förderer aller auf nationale Einheit gerichteten Bestrebungen, schriftstellerisch und auf mucikalischem Gebiet Tätig, war seit 1857 Mitglied der Loge "Ernst zum Compass" in Gotha Er trat dem Bund in einer Zeit bei, da dieser schweren Angriffen auch in Deutschland ausgesetzt war. Er sah in ihm für die Nation "eins der vorzüglichsten Mittel, um den Stand ihrer schwer errungenen geistigen Freiheit gegen eine Rückkehr der alten Finsternis zu bewahren" und für die Menschheit "eine kräftige Verteidigung ihres Werts und ihrer Rechte gegen Vorurteil und Selbstsucht" (Brief an die Großloge von Hamburg vom 8 Marz 1857.)
Bald nach seinerAufnahme wurde er als Stuhlmeister an die Spitze der Loge gestellt. Er behielt dieses Amt bis zu seinem Lebensende bei und war ein sehr tätigee Glied der Kette, das die sittlichen Pflichten eines Freimaurers mit denen des Fürsten identifizierte. Er wünschte, daß das Freimaurertums das in einer früheren Epoche die Charakteristik des Zeitgeistes gab", wie der mehr mit der Zeit gehe, "auch jetzt die hochsten Ideen des Fortschritts" verkörpere, als "freie Gemeinde von Gleichgesinnten, unabhängig von Staat und Kirche, dem Vorwartsstrebenden eine leitende Hand, dem geistig und korperlich Gedrückten ein helfender Bruder edel im Wollen, frei im Denken und freudig zur Tat!" Wie für die Einheit Deutschlande, trat der Herzog nach der Reichsgründung auch für den Zusammenschluß der deutschen Freimaurerei, eine Einheits Großloge "der Eintracht und des Friedens" ein. 1882 verlieh er seiner Loge das Protektorium.
Sachsen, Fürsten.
Zwei Söhne des Kurfürsten Friedrich August II. (König August II von polen) waren Freimaurer.
1. Prinz Karl Christian Josef, * 1733, t 1796, von 1758=1763 Herzog von Kurland, seit 1772 Tätiges Mitglied (Superior et Protector Ordinis in Saxonia) der Strikten Observanz, mit kritischem Sinn für deren Gebrechen, Förderer der Reformbestrebungen. An den Arbeiten der Dresdner Loge "Zu den drei Schwertern" beteiligte er sich mit großem Interesee. Trotz allem Hang zum Mystizismus, der ihn dem Schwindler Schrepfer (s. d.) in bedenklicher Weise aufsitzen ließ. verlor er nicht den Blick für den wahren Charakter der Freimaurerei.
2. Albert Kasimir. Herzog von Sachsen - Teschen, Bruder des Vorigen, Schwiegersohn des Kaisers Franz I. und Maria Theresias, * 1738, t 1822, kaiserlicher Feldmarschall, Statthalter in Ungarn dann in den Niederlanden, 1764 in der Loge "Zu den drei Schwertern" aufgenommen, war eifriger Anhänger der Strikten Observanz.
Sachsen-Gotha und Altenburg
(s. auch Fürsten, Deutsche). Ernst II, Herzog seit 1772, * 1745, t 1804 aufgeklärter toleranter Fürst, wissenschaftlich und künstlerisch sehr interessiert. 1774 in Gotha in den Bund aufgenommen, nahm er eifrig an den Arbeiten der dortigen Loge "Zum Rautenkranz" (vorher "Kosmopolit") teil. 1775 wurde er Landes-Großmeister der Berliner Großen Landesloge. Leider blieb sein Streben nach Zusammenschlüß, der deutschen Freimaurerei vergeblich. Als seine Bemühungen, seine Obedienz mit der Strikten Observanz zusammenzuschließen, sich als vergeblich erwiesen, legte er sein Amt 1777 nieder. E. war auch Illuminat ("Timoleon"4') und bewies dem Stifter des Ordens, Weishaupt (s. d.), in der Zeit der Verfolgungen seltene Treue. Bezüglich seiner hinterlassenen freimaurerischen Dokumentensammlung (darunter wertvolle Illuminatenakten und der maurerische Nachlaß von Bode) s. Schwedenkiste.
Sachsen-Meiningen,
s. Fürsten, Deutsche.
Sachsen-Weimar.
1. Karl August, Herzog v., seit 1815 Großherzog, * 1757, t 1828, der Freund Goethes. Schön seine Mutter Anna Amalia war eine Gönnerin der ihren Namen tragenden Weimarer Loge. Als am 3. September 1775 Karl August die Regierung übernahm, versprach er"dem Br.v Klinkowström durch Handschlag den gleichen Schutz, dessen sich die Loge unter der Regentschaft der Herzogin Amalia erfreut hatte". (S. "Aus der Geschichte der Loge ,Amali a" ' in der Festschrift der Loge, 1926.) Die Loge nahm an den Vorgängen im herzoglichen Hause innigen Anteil. So feierte man 1779 die Geburt einer Prinzessin durch eine Festloge. In dieser wurde auch Bode (s. d.) als besuchender Br. begrüst.
Ihm war es vergönnt, im Jahre 1780, am Vorabend des Johannisfestes, Goethe in den Bund aufnehmen zu darfen, und am 5. Februar 1782 in Begleitung des Herzogs Ernst v. Gotha den Herzog K. A. zur Aufnahme in den Bund vorzübereiten. Am gleichen Tage wurde dieser aufgenommen. Befördert wurde er am 2. Marz 1782 und am gleichen Tage mit Goethe zum Meister erhoben. Am Johannistage 1782 wurde die letzte Arbeit der Loge gehalten. Dann ruhte sie im Zusammenhäng mit dem Zusammenbruch der Strikten Observanz bis 1808. Die Wiedereinsetzung erfolgte auf Initiative des Herzogs. Am 9. September 1809 führte er ihr seinen zweiten Sohn, den Prinzen Bernhard, zu (s. unten). Bis zu seinem Lebensende war K. A. dem Bunde treu. DieTrauerloge zu seinem Gedenken wurde am 3. September 1828 gehalten mit einer Gedachtnisrede des Kanzlers v. Müller.

2. Karl Bernhard, Herzog v., • 1792 t 1862, Generalleutnant (in holländischen Diensten), Gouverneur von Ostflandern, Divisionär, Militärgouverneur in Java, wurde 1809 in Weimar in der L. "Amalia" aufgenommen.
Sackreuter, Karl Albert Joseph,
deutscher Freiheitskämpfer, * 1821, t 1899, mußte 1848 fluchten, lebte dann in Nordamerika. Er wurde 1844 in der Frankfürter Loge "Sokrates zur Standhaftigkeit" aufgenommen, war dann Mitglied der Brooklyner "Copernieus Lodge" Nr. 545, 1869—1872 deutscher Deputierter Distrikts-Großmeister der Großloge von New York.
Sackville, Charles,
ältester Sohn des Lionel Cranfield S., siebenter Earl und erster Herzog v. Dorset, * 1710 oder 1711, t 1769, bis zu seinem neunten Lebensjahre Lord Buckhurst nach der Rangerhöhung seines Vaters im Jahre 1720 bekannt als Earl of Middlesex folgte seinem Vater als Duke of Dorset 1765. Er gilt als Gründer einer Loge in Florenz (1733). Daß beim Verlassen seiner Heimat erst 19 Jahre alt, daher nach den "General Regulations" ohne Dispens des Großmeisters nicht aufnahmsfähig war, gehen die Meinungen über seine Aufnahme auseinander. Es wird behauptet, daß er als Freimaurer in England aufgenommen wurde und dann in Florenz die Loge begründete, die andere Meinung geht dahin, daß er in der Florentiner Loge die Freimaurerweihe empfing. Daß S. in Florenz war steht nach dem Tagebuche seines Reisebegleiters Professor Josef Spence fest. An seine maurerische Tätigkeit erinnert eine seltene Medaille (s. Sackville-Denkmunz e). Nach seiner Ruckkehr aus Italien nach Irland nahm er eifrig an den Arbeiten der irischen Großloge teil.
Sackville-Denkmünze.
Die auf den englischen Edelmann Sackville (s. d.) 1733 geprägte Medaille zeigt einen nach rechts gewendeten Porträtkopf des jugendlichen Lord mit der Umschrift: CAROLUS SACKVILLE MAGISTER FL (orentinus). Darunter: L. N a t t o r 1733. Die Reversseite unter der Inschrift AB ORIGINE die Figur des Harpokrates mit einer Lotuskrone, der den Finger auf den Mund legt und in der linken Hand ein Füllhorn trägt. Hinter der stehenden Figur maurerische Symbole: Kubus, Richtscheit, Hammer, Zirkel und Winkel, Thyrsusstab und Schlange. Darunter in zwei Zeilen: L. Natter Fec. Florent. So abgebildet in Zacharias, "Numotheca Numismatica Latomorum". Die überaus seltene Medaille ist erhalten in einer Silberprägung im British Museum, die Sammlung des Bodleian-Museum in Oxford besitzt ein Stück in Gold und eines in Silber. über die echtheit bestanden lange Zeit Zweifel. Durch die gründlichen Untersuchungen von Chetwode Crawley und Speth ist aber die Echtheit dieser altesten Freimaurermedaille sichergestellt (A. Q. C., Band XIII, 1900).
Sadler, Harry,
englischer freimaurerischer Geschichtsforscher und Schriftsteller, ' 1840 t 1911, aufgenommen 1862 in der Lodge of Justice Nr. 147, Gründer und Stahlmeister mehrerer Logen, Stuhlmeister der Quatuor Coronati Lodge Nr. 2076 Unterbibliothekar und Grand Tyler der Großloge von England, erwarb sich bedeutendste Verdienste um die Erschließung der Archive der Großloge und deren Nutzbarmachung für die freimaurerische Offentlichkeit. 1887 erschien sein Hauptwerk, Masonic Facts and Fictions", in welchem er mit der Anschauung aufräumte, es habe sich bei der Gründung der Großloge der "Antients" im 18. Jahrhundert um ein Schisma im eigentlichen Sinn desWortes gehandelt.
Um diese Feststellung erhob sich eine heftige literarische Fehde, in der S. mit immer neuen aktenmäßigen Beweisen schließlich obsiegte. Von den weiteren Büchern, die S. im Verlauf von 20 Jahren veröffentlichte, sind wichtig: "Notes on the Ceremony of Installation" "Thomas Dunckerley, his Life, Labours and Letters"; "Masonic Reprints and Historical Revelations", Illustrated History of the Emulation Lodge of Improvement"; "History and Records of the Lodge of Emulation". S. Forschungen trugen auch viel dazu bei, die Persönlichkeit des lange verkannten Laurence Dermott ins rechte Licht zu rücken.
Saffi, Aurelio,
Graf, * 1819, t 1890, Abgeordneter zur römischen Konstituante von 1849, Innenminister, dann Triumvir. Nach dem Sturz der Republik Emigrant, im Ausland Seele der verschiedenen Mazzinianischen Komitees. 1860 nach Italien zurückgekehrt, wiederholt Deputierter, Herausgeber der Werke Mazzinis Professor an der Universität Bologna. S. war eifriger Freimaurer.
Sagasta, Praxedes Mateo,
SAGASTA PRAXEDES
spanischer Staatsmann, * 1827, t 1903, Führer der liberalen Partei, Minister Präsident, war 1876—1881 Großmeister des Großorients von Spanien.
Sagesse, Force, Beauté
(frz*), Weisheit, Starke, Schönheit.
Saint Aldwyn,
erster Viscount, Michael Edward Hicks-Beach, englischer Staatsmann, * 1837, t 1916, wiederholt Kolonial- und Handelsminister, Schatzkanzler, Staatssekretar für Irland, wurde 1884 Großbeamter der Großloge von England.
Saint-Florentin, Louis de,
Graf, * 1705, t 1767, Minister Ludwigs XV., Protestantengegner, wurde einer Meldung der Londoner "St. James Evening Post" vom 20. September 1735 zufolge kurz vorher vom Herzog von Richmond und Desaguliers anläßlich der Einsetzung der Loge an der Rue de Bussy in Paris in Gegenwart des englischen Gesandten Waldegrave und Montesquieus in den Bund aufgenommen. Als in den vierziger Jahren der König heftigen Unwillen gegen die freimaurerische Tätigkeit bekundete und die Einstellung der Arbeiten verlangte, teilte S.-F. diesen Befehl wiederholt den Intendanten mit. Aus solchem Schreiben geht aber mit aller Deutlichkeit hervor, daß der selbst für seine Zeit außerordentlich klerikale Minister trotz der papstlichen Bannbulle in der Tätigkeit der Freunaurerei nichts dem Staate oder der Religion Schädliches zu erblicken vermochte.
Saint-Germain,
Graf von, Abenteurer unbekannter Herkunft im 18. Jahrhundert, von manchen als Sohn der Witwe Karls II. von Spanien, Maria, von anderen wiederum als portugiesischer Jude bezeichnet, gab vor, tausend Jahre alt zu sein und über Zaüberkrafte zu verfügen. Hatte durch sein gewinnendes Äußere, sein ungewöhnliches Gedächtnis an den Höfen Europas Große Erfolge, wurde vom Marechall Belle-Isle eingeführt, Gunstling Ludwigs XV, flüchtete dann nach England, fand auch dort in die besten Kreise Eingang, ging nach Rußland, nahm dort an der Revolution von 1762 teil, gewann zuletzt auf den Landgrafen Karl von Hessen Einfluß, behauptete auch in die höheren Grade der Freimaurerei eingeweiht zu sein. Cagliostro bezeichnete sich mit Vorliebe als seinen Schuler. Nach Lantoine gründete er Logen in Ermenonville (Frankreich), die auch Frauen zuließen, über die jedoch sonst nichts bekannt ist. St.-G. starb 1784 auf Schloß Gottorp in Schleswig beim Landgrafen Karl von Hessen-Kassel.
Saint John's Card,
die alljährlich zum Winterjohannisfest (27. Dezember) von der "Quatuor Coronati Lodge Nr. 2076" in London versendete Kunstbeilage, die neben einem seltenen Stich den Neujahrswunsch des Meisters und das Mitgliederverzeichnis der Loge enthült.
Saint-Martin,
s. Martin.
Saint-Nicaise und Anti-Saint-Nicaise.
1 "Saint-Nicaise oder eine Sammlung merkwürdiger maurerischer Briefe für Freymaurer und die es nicht sind." Aus dem Französischen, Frankfürt a. M., Fleischer, 1785.
2 "Anti-Saint-Nicaise. Ein Turnier des 18. Jahrhunderts, gehalten von zwey Tempelherren, als etwas für Freymaurer und die es nicht sind", von Christian Friedrich Keßler, genannt v- Sprengseysen, Leipzig, Jacobäer 1786. Hiezu zahlreiche weitere Streitschriften.
St-N. ist eine in Romanform gekleidete Schmähschrift gegen die Strikte Observanz und deren Führer, als deren Verfasser der Begründer des Klerikats, Starck (s. d.), erkannt wurde. Diese und die Gegenschriften haben für das Wissen um die Strikte Observanz Große Bedeutung erlangt
Salar eb Dauleh,
Abu l'Fath Mirza, Prinz, ' 1881, dritter Sohn von Muzaffered Din, Schah von Persien, Onkel des letzten Schah aus dem Hause Kadjar, Achmed, lebt im Esil in Haifa, entwickelt eifrige freimaurerische Tätigkeit, Präsident des Regional-Komitees der palastinensischen Logen unter ägyptischer Obedienz, deren mehrere seinen Bemühungen ihre Entstehung verdanken.
Salfi, Francesco,
Mackey.
italienischer Schriftsteller, * 1759, t 1832, Professor der Philosophie an der Brera in Mailand, mußte 1814 nach Frankreich flüchten. Er erhielt 1811 von der Loge in Livorno einen Preis für eine Abhandlung "Dell' utilità della Franca-Massoneria sotto il rapporto filantropico e morale".
Salis-Seewis, Johann Gaudenz,
Freiherr von, schweizerischer Dichter, * 1762, t 1834, Verherrlicher seiner Graubündener Bergheimat, war Tätiges Mitglied der Churer Loge.