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Een ogenblik !
GLEICHNISSE.
GLEICHTRACHT
GLOBEN
GLOCKE,
GLORY, SYMBOL OF,
GLÜCKSELIGKEIT.
GLÜCKSMANN, HEINRICH,
G. M. G.
GNEISENAU, AUGUST NEIDHARDT,
GNOSIS,
GNOSTISCHE KIRCHE,
GNOSTIZISMUS,
GOBLET D'ALVIELLA,
GÖCHHAUSEN, ERNST AUGUST ANTON V.,
GODECHARLES, GUILLAUME,
GODIN, JEAN-BAPTISTE ANDRÉ,
GOEDSCHE, HERMANN,
GOETHE, JOHANN WOLFGANG VON



Gleichnisse.
Im Ritual der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland werden Sonne und Mond und die beiden kupfernen Säulen in den Ecken der Arbeitstafel Gleichnisse genannt. Dieser Ausdruck, der sehr unklar ist, wird von Nettelbladt dahin gedeutet, daß diese Dinge mehrere Bedeutungen haben. Im heute geltenden (zweiten) Logenbuch findet sich keine Erklärung.
Gleichtracht
(Uniform). Trat die alte englische Loge in die Offentlichkeit, wie bei Aufzügen, Kirchengangen, Grundsteinlegungen, so würde oft eine G. vorgeschrieben. So 1791 in der Loge von Cambridge: blauer Rock mit gelben Knöpfen, weite Weste, schwarze Satin-oder Seidenkniehosen und weiße Strümpfe. Dieser Brauch erklärt sich aus den Klubsitten Englands. (Vergl. Dickens "Pickwickier".) Die amerikanischen Knights Templar, ein Seitenzweig der Freimaurerei, tragen bei öffentlichen Aufzügen auch heute noch eine Uniform: schwarzen Waffenrock, schwarzen Dreispitz mit Federbesatz und Schwert an einer goldenen koppel. In einzelnen Hochgraden des A.u.A. Schottischen Ritus wird durch begleitung eine Art G. geschaffen (s. Ordenstracht)
Globen
Die Erd- en Himmelskugeln, häufig verwendet als Krönung der beiden Vorhofssäulen im Tempel. Sie sollen den Freimaurer auf die Betrachtung des Weltalls hinleiten. Daher sehr oft auch in sinnbildlichen Darstellungen. Auch in Logennamen: Große National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln (aux troid globes) (s. d.).
Glocke,
Symbol in der Andreasloge, anderen Pforte ihr Schall den Johannismeister anmelden soll. Sie symbolisiert die Stimme des Gewissens, dient aber auch an Stelle des Hammers. Im letzteren Fall bedeutet sie als Meister glocke das göttliche Wort, als G. der Aufseher dessen Widerhall in der Welt.
Glory, Symbol of,
heißt in amerikanischen Ritualen der flammende Stern (Blazing star).
Glückseligkeit.
Wenn auch G. nicht das einzige Ziel alles sittlichen Handeles und Strebens ist, so stehen beide doch nicht im Gegensatz zueinander (s. Eudamonismus). Der Freimaurerei wird vorgehalten, daß sie das Streben nach G als Grundsatz und Maßstab der Sittlichkeit aufstelle und als alleiniges Ziel ihrer Tätigkeit verfolge. Das "Glücklichsein" ist...keine Gabe des Schicksals. Man muß es sich, wenn es dauernd sein soll, selbst erkampfen (Humboldt). Diese Auffassung entspricht der freimaurerischen, in dem die G. an Pflichterfüllung geknupft wird.
Glücksmann, Heinrich,
Professor, Dramaturg des Deutschen Volkstheaters in Wien, 1864, Schriftsteller, aufgenommen 1893 in der Wiener Loge "Eintracht". Seit 1898 Mitglied der "Humanitas" und Leiter der von dieser herausgegeben en freimaurerischen Zeitschrift "Der Zirkel", nach deren Übernahme durch die Großloge von Wien und Umwandlung in die "Wiener Freimaurerzeitung" der letzteren bis 1923.
G. M. G.
(engl.), Grand Master General, s. GeneralGroßmeister.
Gneisenau, August Neidhardt,
Graf von, 1760, 1831, preußischer General Kämpfer fülr die Wiedergeburt seines Vater landes, 1813 Blüchers Generalstabschef hatte bedeutenden Anteil an den Erfolgen der Befreiungskriege. 181S verfolgte er die Franzosen nach der Schlacht bei Waterloo. 1818 Gouverneur von Berlin und Staatsrat, 1825 Generalfeldmarschall. G. wurde am 17. Marz 1788 Mitglied der Johannisloge "Zu den drei Felsen" (Drei Weltkügeln) in Schmiedeberg i. R., wo er im Bataillon Schorff als Premier leutnant Dienst tat. 1813 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
Gnosis,
s. Gnostizismus.
Gnostische Kirche,
s. Martinisten, Moderne.
Gnostizismus,
eine dem Neu-Platonismus (s. d.) nahestehende geistige Bewegung (eine Art esoterische Religionslehre), die besonders im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. stark verbreitet war, die christlieben Traditionen im Sinne der Mysterienfrömmigkeit verstand und umgestaltete und im Gegensatz zum Autoritätsglauben Gnosis, d. h. unmittelbare Erkenntnis des Übersinnichen durch directe Gottesschau suchte. In diese eigenartige Lehre waren orientalische und griechische Mythen, platonische und stoische Philosophie sowie Theosophie verwoben. Die häretischen Gnostiker wollten die christliche Lehre mit G. in Einklang bringen, ein Bestreben, das von der Kirche mit Erfolg bekämpft wurde.
Der G. baute eine Weltenstufenlehre (Kosmogonie), ein Emanationssystem auf. Die Gnostiker glaubten an ein unendliches, unsichtbares Wesen, das sich in Emanationen ausbreitet, die desto unvollkommener werden, je entfernter sie sich vom Mittelpunkte ihres Urhebers befinden. Die Dreieinigkeit der Gnostiker besteht aus der Materie dem Demiurg und dem Erlöser. Die höheren Emanationens die Äonen, haben teil an den Attributen der göttlichen Weisheit und sind mit Hilfe symbolischer Zahlen in Klassen geteilt, dit in ihrer Gesamtheit das Lichtmeer, pleroma, die vollkommene Erkenntnis bilden.
Der Demiurg, ein Untergott, erscheint in dieser Lehre als der Schöpfer der Welt, die er ohne Mitwirkung des unsichtbaren Gottes erschaffen hat. Nach der Anschauung einer anderen gnostiechen Sekte ist er dagegen der Vertreter und das Werkzeug des Obersten Gottes, den der göttliche Wille speziell als Jehova über die Juden ,gesetzt hat Die Menschheit habe die Bestimmung, sich von der Natur loszumachen und diese zu beherrschen, um in ein Leben voll unsterblicher Schönheit auf zugehen.
Die Juden gelangen hierbei als "Psychiker" nur bis zu Jebova, die Heiden bleiben "Erdenmenschen;" die wahren Christen aber, d. i. die Gnostiker, sind , Pneumatiker", die allein zum wahren Leben gelangen können. Simon Magus, sein Nachfolger Menander, der Milleniumsapostel Gerinthes und einige andere Manner des 1 Jahrhunderts gelten als die Stifter des G. Im 2 Jahrhundert kam hierzu die Sekte des Basilides von Alexandrien, die den G. mit indischen und ägyptischen Bestandteilen verquicktes so mit den 36S Äonen oder Schöpfungszyklen, die Basilides unter dem Namen Abraxas zusammenfaßte, ein Wort, dessen Zahlenwert 365 betragt Ganz absonderlich muten jene gnostischen Glaubensatze an, die im Demiurg ein der Urgottheit feindliches Wegen erblicken, oder daß beispielsweise Kain im Gegensatze zum blindglaubigen Abel ein Gnostiker gewesen sei, den Jehova, der Demiurg, verfolgte, oder daß der Demiurg mit seinen Damonen dummschlau den Tod Christi verursacht und dadurch die wahren Absichten des unbekannten Gottes gefördert habe.

Begreiflicherweise fanden diese Lehren in den breiten Schichten der Glaubigen wenig Verstandnis Die Exklucivitat dieser Lehre, die in ihrer Verstiegenheit nicht von allen begriffen werden konnte, förderte ein Geheimbundwesen Nach Heckethorn ("Geheime Gesellschaften") hatte dieser Geheimbund auch seine besonderen Zeichen- Die Gnostiker erkannten sich indem sie sich beim Händeschütteln mit gebogenem Finger leise uber die Händflächten fuhren.

Im Mittelalter galten in erster Linie die Templer als Hüter gnostischer Überliefering. Wie der NeuPlatonismus, so beeinflußte die Gnosis stark die neu-christliche Form der Kabbala (s d-) und andere Systeme und insbesondere auch Reuchlin (s.d.) und Jacob Böhme(s. d.) und damit die Rosenkreuzer.
Auch im 17. und 18. Jahrhundert machte er sich noch geltend. Mit der Freimaurerei kamen gnostisehe Systeme im 18. Jahrhundert in Beruihrung, als christliche Mysterien in die Freimaurerei ein sickerten. Die Deutung der Königlichen Kunst als Mysterienbund war dabei wohl richtig, die besondere Auslegung zugunsten einer rein christlichen Gnosis jedoch ein Verkennen der geschichtlichen Grundlagen.
Die Gnosis wurde auch zu Unrecht herangezogen, um in der Zeit der maurerischen Verirrungen die Abstammung der Freimaurerei von den Tempel rittern zu erharten. Es wurde falschlich behauptet, diese hatten sich der alten Baubrüderschaften bedient, bezw. in Gemeinschaft mit ihnen esoterische Lehren pflegende Körperschaften gebildet, um so ihre gnostische Symbolik in Stein der Nachwelt zu überliefern. Ihre esoterische Kosmogonie sei das "verlorene Wort" (von dem in freimaurerischen Hochgrad systemen so viel die Rede ist), der Logos, die Wissenschaft vom Allmachtigen Baumeister (vergl. A. Q. C., 1911, Bd. 2413).

Gnostisch-esoterischen Kultus enthielt die Lehrart der Martinisten (s. d.). Auch bei Feß1er sollte die höchste Stufe (Vollendung, Teleiosis) in einer vollstandigen Geschichte der sogenannten maurerischen Gnosis die letzten Aufschlüsse geben.
Mit Gnosis wird auch in einzelnen Systemen der Buchstabe "G" (d. d.) gedeutet.
In der heute mancherorts neuerstandenen gnostischen Bewegung liegt ein wunscherfüllted Abkehren von den Reälitaten des leiderfüllten Daseins, ein Retten in das Pneuma einer besseren Welt. Eine gnostische Welle dieser Art kann den EinzeInen in seiner Abgeschiedenheit uber das perssönliche Leid hinweg bringen, sie ist aber außerstande, der Gesamtheit einer auf ein Bauziel gerichteten Vereinigung Impulse zu fördernder Gemeinschaftsarbeit zu geben. Der moderne G. vermag vielleicht Spannungen des einzelnen zu entspannen, der Spannkraft des Bundes dienen kann er nicht!
Goblet d'Alviella,
GOBLET D'ALVIELLA, Eugène Félicien Albert, comte
Eugene FéIicien, Graf, Brüssel, Schriftsteller, Universitätsprofessor, Kammerabgeordneter, Vizeprasident des Senats, Staatsminister, 1846, 1927, nahm auf die Entwicklung der belgischen Freimaurerei außerordentlich starken Einfluß. 1878 in die Kammer gewahlt G. war damals Journalist wehrte er energiseh klerikale Angriffe auf die Freimaurerei ab. Auch als Senator trat er spater entschieden für diese ein. Freimaurer seit 1870, trat er schon als Stuhlmeister der Brüsseler Loge "Amis Philantropes" leidenschaftlich für kontemplative Tätigkeit, historisch-esoterische Studion ein.
Als Großmeister des Grand Orient de Belgique (1884) bekämpfte er jeden Gedanken an politische Betätigung der Freimaurerei. Im besonderen Maße konnte er dann für die Reinheit der Lehre als Großkommandeur des belgischen Supreme Conseil des A. u. A. Schottischen Ritus (seit 1900) wirken. In dieser Eigenschaft arbeitete er in zwanzigjahriger Tatigkeit die Rituale des Schottischen Ritus (XXII-XXX Grad) vollständig um, indem er ihren sittlichen, und philosophischen und philosophischen Gehalt in jeder Weise vertiefte. Jeden der von ihm neubearbeiteten Grade lehnte er an eine der großen Religionen, bezw. Weisheitsschulen an. G. erhielt zweimal den freimaurerisch-literarischen Peeters-Baertson-Preis, 1909 würde er zum Aktivmitglied der Londoner Quatuor Coronati Lodge gewählt. Hauptwerke: "Migration des Symboles", "L'Evolution religieuse contemporaine chez les Anglais" Introduction à l'Histoire Générale des Religiöns",
"Des Origines du Grade de Maitre". Letzteres Buch stellt eine sehr wertvolle Studie über die Entstehung des Meistergrades dar.
Göchhausen, Ernst August Anton .,
Geheimrat, 1740, 1824, preußischer Offizier, dann Staatsbeamter, schriftstellerisch tätig, bekämpfte die "poésie larmoyante" seiner Zeit, 1763 in der Hallenser Loge "Philadelphia" aufgenommen, beschäftigte er sich mit dem Studium des Jesuitismus und der geheimen Gesellschaften (Werke: "Vorläufige Darstellung des heutigen Jesuitismus, der Rosenkreuzerey, Proselytenmacherey und Religionsvereinigung", "Enthüllung des Systems der Weltbürger-Republik", "Vollendeter Autschluß des Jesuitismus und des wahren Geheimnisses der Freimaurer" usw.), hielt ungeachtet des Zusammenbruches der Strikten Observanz an der Uberzeugung fest, daß der Freimaurerbund vom Templerorden abstamme und diesen seinen ursprunglichen Charakter bewahren musse.
Godecharles, Guillaume,
belgischer Bildhauer, 1750 1835, Bildhauer Napoleons, dann des Königs Leopold I., von ihm die Front des Parlaments in Brussel und des (abgebrannten) Schlosses in Laeken, war Mitglied einer Loge in Brussel.
Godin, Jean-Baptiste André,
französischer Politiker und Industrieller, 1817, 1880, arbeitete sich aus kleinen Anfängen empor, gründete fur seine Arbeiter ein "Familistére", eine Vereinigung für Produktion und Konsum, war Abgeordneter, schrieb: "Solutions sociales", "Les Socialistes et les droits du travail", "Mutualité nationale contre la misere" usw., war Mitglied der Loge "Théleme" ("Acacia" 1927, Heft 43),
Goedsche, Hermann,
deutscher Romanschriftsteller, 1815, 1878, schrieb unter dem Namen Sir John Retcliffe eine Reihe historischer Romane (Sebastopol, Villafranca, Nena Sahib, Puebla, Biarritz u. a. m.), in denen er dem Sensationsbedürfnis seiner Zeit ebenso entgegenkam, wie spaterhin die verschiedenen Detektivromane. In seinem Roman "Biarritz" schildert er eine Szene auf dem Prager Judenfriedhof. Die Vertreter der Judenheit kommen da einmal in hundert Jahren an einem bestimmten Tage in mitternächtlicher Stunde zusammen und verteilen die Herrschaft über die Welt. Die geschilderte Szene hat dem Verfasser der berüchtigten Protokolle der "Weisen von Zion" (s. d.) als Muster gedient. Auch an verschiedenen anderen Romanstellen bringt G. seinen Lesern mit Hilfe der Freimaurerei und anderer "Geheimbande" das Gruseln bei.
Goethe, Johann Wolfgang von
28. August 1749 in Frankfurt a. M., 22 März 1832 in Weimar. Biographie möge an anderen Orten nachgesehen werden.
G. als Freimaurer: Im Janner 1780 von seiner Schweizer Reise zurtückgekehrt, richtete G. an den damaligen Stuhlmeister der Weimarer Loge "Amalia" folgendes Schreiben:
"Euer Exzellenz nehme ich mir die Freiheit mit einer Bitte zu behelligen. Schon lange hatte ich einige Voranlassung zu wunschen, daß ich mit zur Gesellschaft der Freimaurer gehören möchte; dieses Verlangen ist auf unserer Reise viel lebhafter geworden. Es hat mir nur an diesem Titel gefehlt, um mit Personen, die ich schatzen lernte, in nähere Verbindung zu treten und dieses gesellige Gefühl ist es allein, was mich um die Aufnahme nachsuchen läßt. Wem könnte ich dieses Anliegen besser empfehlen als Ew. Exzellenz. Ich erwarte, was Sie der Sachs für eine gefällige Leitung zu geben geruhen werden, erwarte darüber gütige Winke und unterzeichne mich ehrfurchtsvoll Ew. Exzellenz gehorsamster Diener Goethe."
Der Meister vom Stuhl, Staatsminister Freiherr J. F. v. Fritsch (s. d.), stand G. nicht freundlich gegenüber. Er hatte sich sogar wegen dessen Ernennung zum Geheimrat mit Rücktrittsabsichten getragen. Er erledigte das Ansuchen pflichtgemaß, hatte aber den Takt, bei der am Vorabend des Johannisfestes, am 23. Juni 1780, erfolgenden Aufnahme den Hammer an Bode (s. d.) abzugeben. Nach einer Mitteilung von Pabst soll G. das Verbinden der Augen verweigert, jedoch das Versprechen gegeben haben, die Augen selbst geschlossen zu halten. Die Damenhandschuhe, die er nach der Aufnahme für die ,"seinem Herzen am nächsten stehende Frau" erhielt, sandte er der Frau v.Stein. Am 23. Juni 1781 wurde G. zum Gesellen befördert, am 2. Marz 1782 zum Meister erhoben. Sein Gesuch um Beförderung ist eben falls erhalten geblieben und lautet:
"Darf ich Ew. Exzellenz bei der neuen Aussicht auf die Zusammenkunft einer Loge auch meine eigenen kleinen Angelegenheiten empfehlen ? So sehr ich mich allen mir unbekannten Regeln des Ordens unterwerfe, so wünsche ich doch auch, wenn es den Gesetzen nicht zuwider wäre, weitere Schritte zu tun, um mich dem Wesentlichen mehr zu nähern. Ich wünsche es so wohl um meiner selbst willen, als um der Brüder die manchmal in Verlegenheit kommen, mich als einen Fremden traktieren zu mussen. Sollte es möglich sein, mich gelegentlich bis zum Meistergrade hinauf zu führen, so wurde ich's dankbarlichst erkennen.
Die Bemühungen, die ich mir bisher in nützlichen Ordenskenatnissen gegeben habe, haben mich vielleicht nicht ganz eines solchen Grades unwürdig gelasson. Der ich jedoch alles Ew. Exzellenz gefälligst Einsicht uberlasse und mich mit unwandelbarer Hochachtung unterzeichne Ew. Exzellenz ganz gehorsamster Goethe.'" Wenige Wochen nach dieser Erhebung mußte die Loge "Amalia" wegen Zerwürfnissen, die in den damaligen allgemeinen Freimaurerverhaltnissen ihren Grund hatten (der Streit der Systeme hatte seinen Höhepunkt erreicht), die Arbeiten einstellen. Die Freimaurerei ruhte in Sachsen-Weimar bis gegen 1807. Ein Gesuch aus Jena um obrigkeitliche Bewilligung einer Loge wurde in diesem Jahre G. zur Bearbeitung vorgelegt. G. äußerte sich in seinem Gutachten vom 31. Dezember 1807 ablehnend, wobei er die in den letzten Jahrzehnten vollkommen zerrütteten freimaurerischen Verhaltnisse im Auge hatte. Auch schienen ihm die Voraussetzungen in Jena nicht genügend gesichert.
Trotz dieser ablehnenden Stellung übernahm er im Auftrage des Herzogs KarI August (s. d.) im Verein mit Bertuch (s. d.) die Vorarbeiten für eine von ihm selbst als wichtig angeschene Wiederbelebung der Loge "Amalia';. In seiner Wohnung fanden eine Reihe von Vorbesprechungen statt, wobei G. sich nachdrücklich dafür einsetzte, der wieder zu erweckenden Loge als Grundlage das mittlerweile von dem Hamburger Schauspieler Friedrich Ludwig Schröder geschaffene System zu geben, das die Maurerei wieder auf ihre ursprüngliche reine Form zurückführte.
G trug auch dazu bei, daß die am 27. Juni 1808 unter Bertuch wiedereröffnete "Amalia" einen Logenraum im Wittumspalais zugewiesen erhielt. Er konnte dann zwar den Logenarbeiten nur in den ersten Jahren nach der Wiedereröffnung regelmaßig beiwohnen, doch nahm er auch in der Folge an jedem bedeutungsvollen Ereignis, an jedem größen Fest so lebhaften Anteil, "daß die wichtigeren Reden, Gesange und Anordnungen meist seiner vorausgehenden Prüfung und Billigung sich erfreuen durften". In einem Sehreiben vom Oktober 1812 an Bertuchs Nachfolger, den Geh. Kammerrat Ridel, bat G. um die Vergunst",auf irgendeine schickliche, der maurerisen Form nicht unangemessene Weise als Abwesender betrachtet und seiner Verpflichtung gegen die Gesellschaft suspendiert" zu werden. Er begründete dies mit dem Satze: "Ungern möchte ich diese ehrenvolle und interessante Verbindung ganz aufgeben, möchte aber doch, es mir unmöglich fällt, den Logen regelmäßig beizuwohnen, nicht durch mein Ausbleiben ein Böses Exempel geben." Die Beurlaubung G.s wurde gewährt.
l809 wirkte G. bei den Aufnahmen des Kanzlerz von Müller und einen Monat später WieIands (s. d.) mit. Lebhaft erörterte im Freundeskreis dessen erste Logenrede über Zweck und Geist der Freimaurerei. Als der Dichter des "Oberon" starb, trat G. an den im Tempel errichteten Katafalk, um die berühmgewordene Gedachtnisrede "zu brüderlichem Andenken Wielands" zu halten, in der er den Satz über die Freimaurerei prägte:
Wenn dieser altgegründete und nach manchem Zeitwechsel oft wieder hergestellte Bund eines Zeugnisses bedürfte, so würde hier das volkommenste bereit sein, indem ein talentreiche Mann, verständig, vorsichtig, umsichtig, erfahren, wohldenkend und maßig, bei uns seines gleichen zu finden glaubte, sich bei uns in ener Gesellschaft fühlte, die er, der besten gewohnt , als Vollendung seiner menschlichen und geselligen Wünsche so gern anerkannte."
Stärksten Eindruck machte auf G. die Meisterhebung des in die "Amalia" ein getretenen russischen Obersten Geismar, der Weimar vor einem französischen Überfall bewahrt hatte. Denn nach dieser Feier entstand wohl das Tiefste, was jemals in poetischer Form aber Freimaurerei gesagt wurde, das "Symbolum" Jenes Gedicht, in dem Goethe das ganze Wesen der maurerischen Symbolik, das Wandern des Maurers durch die verschiedenen Grade als Abbild des höheren geistigen Menschenlebens zu ergreifendster Darstellung gebracht hat und das mit den Worten beginnt: Des Maurers Wandeln
Es gleicht dem Leben
Und sein Bestreben
Es gleicht dem Handeln
Der Menschen auf Erden

G. veranlaßte auch die Aufnahme seines Sohnes August ( 1789, 1830), der 1815 in den Bund trat. Tagebuchaufzeichnungen in großer Zahl bekunden, daß dieser dem Vater über jede Logenzusammenkunft Bericht erstattete. Im Archif der "Amalia" sind die Gedichte und Lieder verwahrt, die G. ihr bei allen besonderen Gelegenheiten zu senden pflegte. Als 1825 die 50. Wiederkehr des Regierungsantrittes Karl Augusts gefeiert wurde, trug er zur Logenfeier mehrere "Gesange" bei.
Bis in die letzten Lebensjahre war G.s Anhanglichkeit an die Loge eine lebhafte. Noch 1830 sandte er ihr seinen poetischen Dank für ihre Glückwünsche zu seinem fünfzigjährigen Maurerjubilaum.
In den Inneren Orient der Loge war G. noch 1782 aufgenommen worden. Auch dem Illuminatenorden (s. d.) gehörte er von Bode geworben, unter dem Namen "Abaris", an, woraus sich wohl erklärt, daß er gelegentlich seiner Aufenthalte in Karlsbad von Metternichs Agenten "vigiliert" wurde. G.s maurerische Werke, ausschließlich maurerischen Inhaltes oder far maurerische Anlasse gedichtet:
A) Reden:
Rede zum brüderlichen Andenken Wielands, von G. selbst bei der Trauerfeier am 18. Februar 1830 vorgetragen.
Einleitung zu den Trauerreden aus AnlaB des Ablebens des Meisters vom Stuhl Ridel, 1821.
B) Gedichte, in den meisten Gedichtsammlungen unter dem Titel "Loge" vereinigt:
Maurerische Anklänge bei G. finden sich besonders in Wilhelm Meisters Lehrbrief in den "Lehrjahren", dann in den "Wanderjahren". Freimaurerische Symbolik hat man auch im "Märchen" zu erkennen geglaubt. Schikaneders "Zauberflöte" begeisterte ihn zu einer Fortsetzung.
Den tiefsten Gehalt der leider Fragment gebliebenen "Geheimnisse", in denen Humanus als Hohepriester der Humanität erscheint und die Versöhnung von Antike und Christentum gefeiert wird, schöpft nur der aus, dem sich Sinn und Bedeutung der Freimaurerei ganz erschlossen haben.
Im "Großkophtha" hat G. sich mit den Verirrungen der Freimaurerei seiner Zeit auseinandergesetzt. Unerschöpflich sind die zahllosen dichterischen Stellen und Aussprüche, in denen G., ohne dabei dirckte Beziehungen zur Freimaurerei bewußt zu suchen, sich mit deren Grundgedanken in Übereinstimmung weiß. Wie es gerade bei ihm nicht darauf ankommt, in Zitaten aus seinen Werken den Nachweis zu erbringen, daß er sich freimaurerisch mehr oder weniger betätigt hat, als vielmehr um den Beweis, wie sehr die Freimaurerei seiner Zeit seinem allumfassenden, weltumspannenden Gedanken gerecht zu werden bestrebt war. Wie er seiner Zeit die künstlerische Form gab, in den sie ihren Inhalt zu gießen hatte, so hat auch die Königliche Kunst, ganz abgesehen davon, das auch auf sie ein Strahl der Dichtersonne fiel von seinem Humanismus und seinem Gott und Welt in einem Blicke erfassenden Bild ewige Befruchtung erfahren.
Erst in jüngster Zeit ist die Frage aufgeworfen worden, ob G. ein "guter Freimaurer" war. Die Präsenzlisten der Loge "Amalia" sprechen nicht dafür. Wir wollen die Frage, die kleinlich von Kleinlichen gestellt wird, beruhigt offen lassen. G. war sicherlich kein "guter Freimaurer" im gewöhnlichen Logensinne, das heißt kein Logenbruder. Er hatte dazu nicht die Zeit. Aber er war der größte Deutsche, der jemals in einer Loge den Schurz getragen hat.
G-Erinnerungen freimaurerischen Charakters finden sich im Weimarer Staatsarchiv sowie im Archiv der Loge "Amalia". Erst 1930 wurde dort seine maurerische Bekleidung gefunden.